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Schlusswort

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Gut Ding will Weile haben. Da ich erst jetzt von der Muse geküsst wurde, kommt das Schlusswort mit einem Monat Verzögerung. Nach knapp 16.000 km sind Lukas und ich wieder Zuhause. Als wir nach Freiburg zurückgekommen sind, hat sich das völlig irreal angefühlt - als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob man aus einem Traum aufgewacht ist und die Reise ist plötzlich ganz weit weg. Wirklich Ruhe gönnen wir uns jedoch nicht. Ich habe zig Ideen und Flausen im Kopf, die alle nur auf ihre Umsetzung warten. Trotzdem genießen wir den Luxus einer Wohnung: einen festen Schlafplatz, eine Küche mit mehr als einem Topf, elektrisches Licht, fließend Wasser, eine Badewanne... Gleichzeitig merken wir aber auch, dass man wieder sehr viel mehr Verpflichtungen nachkommt - sei es nur Blumengießen oder Staubsaugen. Das letzte Jahr war wahnsinnig intensiv; körperlich, aber auch mental. Wir sind durch 11 Länder geradelt, waren hoch auf 2600 HM und tief auf - 20 HM und ware

Zagreb

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Zagreb ist sehr geprägt von der österreichischen Kultur: die Architektur, die Kaffeehäuser und sogar die Straßennamen. Bei einem starken Erdbeben, vor einem halben Jahr, wurden viele Häuser und die prunkvollen Fassaden beschädigt. Neben den Hauptsehenswürdigkeiten wie dem Markt, der Kathedrale, den Luftschutzbunkern (die jetzt als Fußgänger-Tunnel genutzt werden), der bunten Markuskirche und der kürzesten Seilbahn der Welt neben dem Lotrščak-Turm, gibt es großartige Museen. Wir besuchen das Museum für Naive Kunst (winzig, mit ausschließlich kroatischen Künstlern), das Museum of Broken Relationships (hier werden persönliche Geschichten zerbrochener Beziehungen erzählt, mal lustig, mal traurig) und das Museum of Illusion (auch winzig und eher für Kinder). Dafür ist die kulinarische Szene riesig. Täglich testen wir uns durch das kroatische Streetfood-Angebot, sitzen in Bars, rauchen Shisha - kurz: wir lassen es uns richtig gut gehen. Der Abschiedsschmerz wird deutlich, als wir unseren

Split

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Wie schön Split ist, hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Die Altstadt ist sehr gut erhalten: Stadtmauern, die vier Stadttore, Paläste, Kathedralen, 3500 Jahre alte Sphinxen - man fühlt sich wie aus der Zeit gefallen. Dadurch, dass das alte Split auf einer Halbinsel liegt, bekommt man von der trubeligen Neustadt gar nichts mit und auch für Naturfreunde hat Split was zu bieten. Wir wandern ein paar Kilometer über den Hausberg Marjan , mit Blick über die Adria. Beim Aufstieg treffen wir - Trommelwirbel - Hanna und Vince wieder! Wir lassen den Abend zu viert in einer Pizzaria am Hafen ausklingen. Diesmal denke ich auch an das Erinnerungsfoto. Eigentlich wollten wir noch nach Dubrovnik weiterfahren. Nach kurzer Recherche stellt sich jedoch heraus, dass die Fähre zurück erst ab Juni operiert. Zugverbindungen gibt es nur für den Güterverkehr. Zum nächsten Bahnhof müssten wir mit dem Rad durch Bosnien fahren, was wiederum das ganze Test-Prozedere mit sich zieht, wofür sich der Aufwand aus

Doch nicht am Ziel? - Etappe 215

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Schon morgens ist es so warm, dass wir mit kurzen Hosen starten - ein tolles Gefühl! Mittags erreichen wir den See Drachenauge , ein kleiner, runder Salzwassersee mit hohen Klippen zum Reinspringen. Durch die unterliegende Schwefelwasserstoffschicht kann es vorkommen, dass der See "aufkocht". Sonntags sind wie immer reichlich Fahrradfahrer unterwegs. Es ist ein berauschendes Gefühl alle zu überholen und die verwirrten Blicke der Rennradfahrer zu sehen, wenn man bergauf und voll bepackt an ihnen vorbeizieht. Nachmittags erreichen wir die Stadt Trogir , die UNESCO Weltkulturerbe ist. Sie ist ganz typisch aus weißem Stein erbaut und ist für ihre reichlich verzierten Gebäude bekannt. Das muss man den Venezianern lassen: die Städte, die sie eroberten, haben sie sehr ästhetisch ausgebaut. Abends kommen wir in Split an, dem geplanten Endpunkt unserer Reise. Ich freue mich, erstmal nicht mehr Fahrrad zu fahren - bis Lukas vorschlägt, weiter nach Dubrovnik zu radeln. Eigentlich hat

Der Sommer kommt zurück - Etappe 214

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Zum vermutlich letzten Mal auf dieser Reise öle ich unsere Fahrradketten. Dann fahren wir bei strahlendem Sonnenschein weiter die Küste entlang, vor der viele kleine Inseln liegen. In der Nähe des Vrana-Sees , dem größten See Kroatiens, essen wir unter einer Kiefer zu Mittag. Weiter im Inland reihen sich die Olivenhaine aneinander. Heute ist es so warm, dass man mal wieder darüber nachdenken könnte, zu campen. Da die Sonne erst um 20 Uhr untergeht, fällt wildcampen flach - wir haben keine Lust so lange zu fahren. Die Preise der Campingplätze lassen uns nur die Köpfe schütteln: es gibt keine gesonderten Preise für Zelte, alle zahlen den gleichen Preis. Dieser bewegt sich zwischen 30 € und 40 €, wohingegen unser Zimmer heute nur 16 € kostet. Die kleinen Campingplätze sind noch alle geschlossen oder nehmen nur Wohnmobile auf. N achmittags erreichen wir Šibenik , die ganze Stadt ist aus weißem Stein erbaut. Wir spazieren durch die verwinkelten Gassen und lassen uns einfach treiben. Die St

Plitvicer Seen

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Heute machen wir etwas ganz Ausgefallenes: wir mieten uns ein Auto! Unser Ziel liegt hoch in den Bergen im Landesinneren: der Nationalpark  Plitvicer Seen . Ich fahre, Lukas navigiert.  Die Seen sind das Naturhighlight in Kroatien. Viele Websites warnen vor massivem Andrang und Heerscharen von Touristen. Tickets sollte man schon Tage im Voraus kaufen, an den Schlangen vor den Kassenhäuschen warte man mehrere Stunden. Das ist der Vorteil daran, jetzt unterwegs zu sein: man hat alles für sich. Kein Anstehen, kein Warten, keine Menschen die einem ins Bild laufen. Wir genießen die wunderschöne Idylle: unzählige Wasserfälle rauschen tösend in die 16 kaskadenartig angeordneten Seen, das Wasser ist mal glasklar, mal strahlt es smaragdgrün, es gibt Höhlen zu erkunden und Tiere zu beobachten. Der Legende nach, wurde dieses kleine Paradies von einer Fee geschaffen und es fällt gar nicht schwer, das zu glauben.

Zadar

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Die Nächte sind unruhig, weil zu jeder vollen Stunde die Glocken der Kathedrale läuten - das nervt gewaltig. Die Altstadt von Zadar liegt auf einer kleinen Halbinsel vor dem Festland und ist für ihre römischen und venezianischen Ruinen bekannt. Wenn man kurz davor in Rom und Venedig war, ist Zadar eher unspektakulär. Ich finde, hier fehlen die Touristen und der Trubel. Sich ins Café setzten, einen Aperitif trinken, ein Eis auf der Promenade essen und dabei die Leute beobachten, das wäre super - aber ist ja niemand da, den man beobachten könnte. Dafür sind die Sonnenuntergänge hier legendär: Schon Alfred Hitchcock nannte den Sonnenuntergang in Zadar "den schönsten der Welt". Auch wir sind begeistert und machen eifrig Fotos. Von der Promenade führen Stufen ins Meer, an denen kleine Pfeifen angebracht sind. Immer, wenn die Wellen gegen die Mauern brechen, verändern diese den Druck in den Hohlräumen und man bekommt ein gratis Orgelkonzert.