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Fahrrad kaputt - Etappe 37

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Wir schließen thematisch an gestern an und besuchen den deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe, wo über 21000 Soldaten ruhen. Auf dem Weg dorthin stehen mehr als 1200 Ahornbäumen, die mit kleinen Schildern zum Gedenken versehen sind. Der deutsche Friedhof kommt - verglichen mit dem amerikanischen - recht schlicht daher. Kleine Steintafeln auf dem Boden, markieren die Gräber. Wir lassen die D-Day-Strände hinter uns und fahren durch einen Naturpark. Gut 80 km lang fahren wir auf einem Radweg ! Keine Vierzigtonner überholen, keine Autos schneiden und auch sonst ist kaum ein Radler oder Fußgänger unterwegs. Wir kommen richtig gut voran. In der Region gibt es kaum Campingplätze, also steuern wir den einzigen an, den uns Google vorschlägt. Ich flicke unsere Klamotten während Lukas die Räder inspiziert und plötzlich feststellet: Rahmenbruch, damit sollte ich keinen Meter mehr fahren. Wir fragen den Campingplatz-Besitzer nach einem Schweißer, der wiederum fragt ein paar Dauercamper, aber niema...

Nach Omaha Beach - Etappe 36

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Unsere Beine fühlen sich an wie geschwollener Pudding, jeder Tritt fällt schwer. Daher fahren wir heute nur ein kurzes Stück weiter, immer an denLandungsstränden entlang. Heute besuchen wir einen amerikanischen Soldatenfriedhof. Die weißen Kreuze und Sterne auf den Gräbern, der mehr als 9000 gefallenen Soldaten, stehen in Reih und Glied. Eine riesige, halbkreisförmige Säulenreihe überragt das ganze Areal. Riesige Tafeln beschreiben den Ablauf der Operation Overlord . Heute rasten wir nur wenige Meter entfernt vom geschichtsträchtigen Omaha Beach, dem längsten Frontabschnitt. Das Wetter ist traumhaft, nur das Wasser recht kalt.

Fahrradreise - Etappe 35

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Heute ist ein traumhaft schöner Tag. Der Himmel ist tiefblau, die Sonne scheint, es ist warm. Genauso sollte eine Fahrradreise sein. Zum Frühstück gibt es Pain au Chocolat , was leider nicht lange vorhält. Nach dem ersten Hügel haben wir direkt wieder Hunger. Wir fahren stundenlang an den geschichtsträchtigen D-Day-Stränden vorbei. Überall wehen Fahnen aller Nationen, nur die deutsche ist nirgends zu sehen. Ich habe überall Muskelkater: in den Beinen - logisch, im Bauch - vom Beine hochziehen, in den Armen - vom Lenker ran ziehen beim Wiegeschritt. Und der ganze Dreck der an einem haftet: Mücken, Staub, Abgase, alles vermischt mit Schweiß. Kurz bevor ich vor Anstrengung in Tränen ausbreche, erreichen wir einen Campingplatz, nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt. Wir bauen unser Zelt auf und stürzen uns direkt in die Wellen. Am Strand gibt es noch einen Schluck Calvados, da wir gerade in dem Département sind.

Fahrradreise - Etappe 34

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Die Beschilderung des EuroVelo 4, sowie die Radwege bleiben zwar fragmentarisch, aber wir kommen flott voran. In Le Havre treffen wir auf einen Radfahrer, der uns von seiner Radreise durch 12 verschiedene Länder erzählt und uns am Strand entlang zum nächsten Supermarkt führt. Danach fahren wir ins Hafenviertel und sind völlig verloren: keine Radwege, keine Schilder, Vierzigtonner die haarscharf an uns vorbei fahren. Mehr als einmal schließe ich mit meinem Leben ab, aber es geht alles gut und wir kommen an die Pont de Normandie , der größten Schrägseilbrücke Europas. Auch hier ist das Fahrradfahren eher schwierig bis unmöglich. Die Fahrradspur ist gesperrt und wir müssen auf den Gehweg ausweichen, der gefühlte 20 cm breit ist. Vom Wind der heranrauschenden LKWs komme ich immer wieder ins Trubeln. Auf der anderen Seite ist es dafür umso schöner: kleine Küstendörfer mit schmalen Häusern erstrecken sich entlang der Steilküsten. Wir fahren solange, bis wir müde sind. Wir finden einen Campin...

Fahrradreise - Etappe 33

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Nach einen fantastischen Frühstück bei Sylviane und Camille brechen wir auf und schwingen uns auf die Räder, keine zwei Kilometer weiter begegnet uns - Überraschung - Geoffrey, der nichts von seiner Begeisterung für das Liegerad eingebüßt hat und da weiter macht, wo er gestern aufgehört hat. Nach einem Abschiedsfoto trennen sich unsere Wege wieder. Auf der Straße wird uns ganz oft zugewunken, der Daumen-hoch wird aus dem Auto gestreckt oder wir werden angefeuert. Das fühlt sich gut an. Unser Ziel heute ist Étretat mit seiner besonders schönen Steilküste.

Papierne Hochzeit - Etappe 32

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Heute ist unser erster Hochzeitstag und wir gönnen uns zur Feier des Tages Pain au Chocolat und kleine Küchlein in einer Boulangerie. Unsere Route führt immer wieder auf und ab und in Kurven an der Küste entlang. Als Lukas im Supermarkt einkäuft, treffe ich auf Geoffrey. Geoffrey ist laut, so braun gebrannt, als ob er die letzten 10 Jahre nicht aus der Sonne gegangen wäre und mächtig fasziniert von Lukas' Liegerad. Er spricht sogar andere Passanten an, um ihnen das Liegerad zu zeigen. Mir ist das etwas unangenehm, ich wollte eigentlich nur ein bisschen mit meinem Handy spielen. Als Lukas zurückkommt, ist Geoffrey immer noch so begeistert wie im ersten Moment und fragt Lukas aus. Der versteht aber kein Wort, weil Geoffrey nur französisch spricht. Es dauert eine Weile, bis wir uns losreissen können. Heute Abend übernachten wir in der Partnerstadt meines Heimatdorfs, bei Sylviane und Camille. Die beiden haben ein großes Anwesen mit tollem Garten. Wir schlafen im ausgebauten Schuppen ...

In der Normandie - Etappe 31

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Die Klamotten von gestern sind noch nass, weil es die ganze Zeit regnet. Wir haben Probleme die Jogger abzuhängen, weil es stürmt und unsere Flachland-Holland-Muskeln keine Berge mehr gewohnt sind. Außerdem ist es eher ein Ratespiel, den richtigen Weg zu finden, da nirgends Fahrradschilder stehen und an den Stellen wo sie stehen, zeigen sie in Felder, Seen oder Hauseinfahrten. Aber DANN passieren wir die Grenze zur Normandie, der Regen hört auf und an fast jeder Kreuzung steht ein Schild. Die nächste Herausforderung ist es einen Supermarkt zu finden und dann auch noch einen der Sonntagnachmittag geöffnet ist. Oft können wir uns noch nicht einmal an das aktuelle Datum erinnern, geschweige denn an den Wochentag. Daher kommt der Sonntag doch immer recht unerwartet. Unser Campingplatz für heute Nacht, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft eines Atomkraftwerks. Bei der Anmeldung bekommen wir direkt Instruktionen, was im Falle einer Kernschmelze zu tun ist. Der Eingang des Atomschutzbunkers i...

Fahrradreise - Etappe 30

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"Die machen sicher Druck, damit im Wetterbericht mehr Grad angezeigt werden, sonst würde niemand da hin fahren." Zitat aus dem Film Die Sch'tis . Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass sie auch den andauernden Regen verschweigen.

Fahrradreise - Etappe 29

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Wir fahren über geschotterte Wege, die kleinsten Steine sind faustgroß. Dann geht es bergauf, mit Gegenwind und ich bekomme einen Tobsuchtsanfall und schreie (mein doch recht umfangreiches Vokabular an französischen Flüchen und Beleidigungen) durch den menschenleeren Nationalpark. Und dann sehe ich es, das, worauf ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte: Das Eurovelo-Schild Nummer 4! Sofort bessert sich meine Laune, als ich die asphaltierte Straße sehe. Aus den schier unbezwingbaren Bergen werden sofort malerische Hügel und aus den hässlichen Käffern hübsche Küstendörfer, nur der Gegenwind bleibt unerbittlich. Selbst bergab muss ich im kleinsten Gang treten. Würde ich mich rollen lassen, würde mich der Wind einfach wieder den Berg hochschieben. Mr. Aerodynamic saust vorneweg. Zur Mittagszeit setzen wir uns in eine kleine Brasserie und essen einen großen Topf Muscheln, herrlich! Es ist echt schön hier und die Leute sind total nett, hier im Land der Schtis.

Fahrradreise - Etappe 28

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Heute ist kein guter Tag. Wir stehen auf, es fängt zu regnen an und unser Zelt wird nass. Auch landschaftlich bekommen wir nicht viel geboten, Fahrradwege sind weitestgehend inexistent und der Gegenwind bläst so stark wie die Tage zuvor. In Calais kommen wir an einem Drachen vorbei, auf dem man durch die Stadt rollen kann. Sobald wir halten um zuzuschauen, stiehlt Lukas dem Drachen die Show, weil sich alle für sein vollbepacktes Liegerad interessieren und ihn mit Fragen bombardieren. Calais an sich ist nicht schön: es ist dreckig und vor dem Eurotunnel campieren Flüchtlinge unter alten Planen und Plastiktüten, das ist wirklich traurig mit anzusehen. Unser Highlight ist heute ein neues Gericht unserer Camping-Küche: Wraps mit Risotto-Füllung. Bei unserem abendlichen Spaziergang am Strand entdecken wir einen Bunker, von dem man perfekt den Sonnenuntergang genießen könnte, wäre nicht eine fette schwarze Wolke im Weg.

Salut, la France - Etappe 27

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Nach den holländischen Fahrrad-Highways fühlt man sich auf Belgiens Straßen wie ein Verkehrsteilnehmer dritter Klasse: die Wege sind schmal, holprig, von Unkraut zugewachsen und das Schlimmste ist, dass man keine Vorfahrt mehr hat. Ständig muss man absteigen und warten, auf Fußgänger, Autos, Straßenbahnen... Eigentlich auf jeden und alles. So fühlt sich das also an, wenn man von der ersten Geige nach ganz unten in der Kategorie der Verkehrsteilnehmer abfällt. Je näher wir der Grenze nach Frankreich kommen, desto verfallener sind die Häuser. Nach der Grenze geht es entlang an Getreide-, Salat- und Kartoffelfeldern zu unserer nächsten Unterkunft. Heute dürfen wir unser Zelt im Garten einer Freundin meiner Tante Marie aufschlagen.