Posts

Die Radler von Rohan - Etappe 91

Bild
"Die Leuchtfeuer brennen! Gondor ruft um Hilfe!"  "...Und Rohan wird antworten." Zitat: Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs Okay, ich geb's zu, in Mittelerde sind wir (noch) nicht angekommen, aber das französische Rohan ist auch sehr idyllisch. Bevor wir aber dort unser Zelt aufgeschlagen haben, hatten wir einen sehr produktiven Tag! Als wir am Kanal entlang fahren, versagt Lukas' Vorderradbremse und wir haben kein entsprechendes Werkzeug dabei, um sie wieder festzustellen. In Pontivy - etwa 10 km später - geht es quer durch die Stadt: zur Post (hat noch zu), weiter zur Apotheke, dann zum Fahrradladen (hat auch noch zu), zurück zur Post (wo wir 4 kg Gepäck zurückschicken), weiter zum Intermarché (für Proviant und USB-Kabel - unser Verschleiß ist enorm) und wieder zurück zum Fahrradladen, wo uns der Mechaniker die Bremse fest zieht. Auf dem Campingplatz sind heute ausschließlich Fahrradreisende. Wir sind ein bunter, europäischer Haufen jeden Alters....

Canal de Nantes à Brest - Etappe 90

Bild
Die meiste Zeit fahren wir am Kanal entlang. Der Weg ist gut zu fahren und die Strecken sind hervorragend ausgeschildert - kein Vergleich zu Nordfrankreich. Es ist Sonntag und viele Spaziergänger sind unterwegs. Alle grüßen uns und die meisten rufen uns Glückwünsche für unsere Reise hinterher. Heute sehen wir zum ersten Mal einen Wegweiser, der uns die Entfernung bis nach Portugal anzeigt - 2400 km - gar nicht mehr so weit. Auf dem Campingplatz wechselt Lukas seine Kette und ich mache unsere Schaltungen sauber. Auf der Fähre wurde uns vom Zoll unser Leatherman weggenommen, den wir jetzt schmerzlich vermissen. Zum Glück ist der Campingplatz voll von anderen Fahrradreisenden und eine Möglichkeit zum Ausleihen ist schnell gefunden.

7000 km - Etappe 89

Bild
Frankreich heißt uns mit Dauerregen willkommen. Bis wir uns trauen aus dem Zelt zu krabbeln, ist es schon Mittag und es regnet immer noch. Ich freue mich, dass wir, hier in Frankreich, wieder auf Campingplätze gehen und immer fließend Wasser verfügbar haben. Nachts wecken uns jedoch Autoscheinwerfer, die direkt auf unser Zelt gerichtet sind. Lukas geht raus um sich zu beschweren und kommt lange nicht zurück. Ich schlafe erst nicht weiter, weil ich neugierig bin und wissen will, was draußen vor sich geht und dann, weil Lukas und der französische Autobesitzer sich angefreundet haben und bei einem Glas Whisky laut lachen. Irgendwann gebe ich meine Einschlafversuche auf und lese. Gepriesen sei mein eBook-Reader.

Mit der Fähre nach Roscoff - Etappe 88

Bild
Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker, ganz schön früh... Gestärkt durch Kaffee und Porridge radeln wir zum Hafen. Die Fähre ist quasi leer und wir begeben uns auf Erkundungstour, die damit endet, dass ich seekrank werde. Wir suchen uns einen Platz in der Mitte des Schiffes mit einem Sofa, wo ich mich hinlegen kann. Zufällig sitzen wir mitten im Entertainment-Bereich und kriegen eine exklusive Show, da nur wir und noch drei andere Passagiere hier sitzen. Wir nehmen an einem Quiz teil, bekommen ein Privatkonzert (der Sänger performt sogar "Teenage Dirtbag" für mich), sehen einen socially distanced Close-Up-Magier und Lukas nimmt am Mario Kart Turnier teil. Die Animateure sind froh, wieder arbeiten zu dürfen und unterhalten uns gut, bis wir in Roscoff anlegen. Endlich wieder auf dem Kontinent!

Mit dem Zug nach Plymouth

Bild
Gestern haben wir festgestellt, dass die Fähre nach Frankreich nur sehr unregelmäßig fährt. Entweder wir legen an einem Tag 140 km zurück oder wir warten eine Woche auf die nächste. Da Großbritannien kurz vor dem zweiten Lockdown steht, ist Warten keine Option und wir fahren mit dem Zug nach Plymouth. Auf der legendären Hoe picknicken wir, genießen die Sonne und träumen von großen Abenteurern wie Francis Drake, Cook, Darwin und Sheckleton, die alle von diesem Hafen aufgebrochen sind um die Welt zu erkunden.

Pause auf dem Campingplatz

Bild
Ich wache auf und meine Beine fühlen sich immer noch wie zwei nutzlose Klötze an. So hat es keinen Sinn weiterzufahren und wir bleiben auf dem Campingplatz. Lukas fährt in die nächste Stadt und besorgt Gas und ich wasche unsere Klamotten. Die Stimmung ist semi-gut. Wir wären gerne weitergefahren.

Exmoor - Etappe 87

Bild
Es geht genauso hügelig weiter wie es gestern aufgehört hat. Ich bin noch immer total kaputt und möchte vor Erschöpfung den ganzen Tag weinen. Hilft aber nicht - vom Heulen werden die Berge nicht flacher, mein Rad nicht leichter, es verschmiert nur die Brille. Also quäle ich mich durch den Exmoor Nationalpark. Lukas fährt voraus, dass er mein Fluchen nicht hören muss. Die Landschaft ist wunderschöne und wir sehen sogar Wildpferde, die ganz nah kommen. Als Lukas vor mir durch eine Pfütze fährt, bekomme ich den ganzen Matsch ab. Ich bin von oben bis unten eingesaut - Matsch im Haar, Matsch im Gesicht, Matsch auf den Klamotten. Wir steuern den ersten Campingplatz an, den wir finden - nach über 65 km.

Fahrradreise - Etappe 86

Bild
Die Nacht auf dem Campingplatz ist ruhig und erholsam, was vermutlich auch an der Dusche vorm zu Bett gehen gelegen hat. 450 km Fahrradfahren ohne zu duschen, sind halt 450 km Fahrradfahren ohne zu duschen - was soll man sagen. Heute knallt die Sonne! Yeah, wir kommen südlicher. Die Landschaft ist idyllisch: Kanäle auf denen Narrowboats schleußen, Wiesen auf denen Kühen und Schafen weiden, sanfte Hügel... Nach dem Mittagessen war's das mit den sanften Hügeln, wir fahren nur noch bergauf. Lukas ist mit seinem Liegerad voll im Schatten der Hecken, mein Kopf ragt aber darüber hinaus und auch mein Hut schützt mich nicht ganz. Mir wird schlecht, ich zitter, die Beine sind weich wie Pudding. Urlaub ist anders...

Zu Mittag in Avalon - Etappe 85

Bild
Heute geht unser Weg durch Avalon! Oder besser gesagt, nach Glastonbury, das den Anspruch erhebt, das sagenumwobene Avalon zu sein. Auf unserer Reise haben wir schon viel erlebt, aber auf diese Stadt waren wir nicht vorbereitet! Zuerst wandern wir zum Tor (keltisch für Hügel). Dort meditieren einige Hippies, da hier ein besonderer Ort der Kraft sein soll. Soweit so gut. In der Innenstadt aber, traue ich meinen Augen kaum: Überall werden Tarotkarten, Kristallkugel, Wünschelruten und vieles mehr an Druiden, Zauberer und Feen verkauft. Ohne entsprechende Gewänder fühlen wir uns wie Muggels. Eine Schottin, die seit Jahren in Glastonbury lebt, spricht uns an und erzählt uns, dass man sich nie an den Anblick von Schamanen gewöhnt, die mitten auf der Straße einen Reigen bilden um die spirituelle Energie Avalons aufzunehmen. Was eine verrückte Stadt!

Bristol - Etappe 84

Bild
Es ist ein sonnig warmer Samstag und es sind wahnsinnig viele Radler unterwegs. Kurz vor Bristol treffen wir wieder auf einen EuroVelo, dem wir bis Frankreich folgen werden. Bristol ist sehr hügelig und wir merken die Kilometer der letzten Tage. In der Innenstadt, so scheint es, ist ganz Bristol auf der Straße. Die Leute sitzen am Hafen, essen Eis, fahren Boot... Wir suchen vergeblich Bremsbeläge für mich, kein Bike-Shop hat passende. Dafür kommen wir aber an einem echten Banksy vorbei! Leider ist das Graffiti halb von einer Maske verdeckt.

Der Feind der Radler - Etappe 83

Bild
Das Zelt ist von unserer kondensierten Atemluft nass. An der Belüftung müssen wir also noch ein bisschen feilen. Wir freuen uns schon auf Frankreich: Richtiges Brot und viele Campingplätze. Als wir an einer Wiese vorbeifahren, zwängt sich ein Hund durch's Tor und verfolgt uns. Wir wurden schon öfter von Hunden verfolgt, aber noch nie so schnell und so hartnäckig. Er holt mich ein, ich schreie ihn an, er schaut mich an, überholt und jagt hinter Lukas her. Dann ein Pfiff und der Hund bremst abrupt ab, stemmt seine Pfoten in den Boden, dass die Erdklumpen nur so fliegen und dreht um. Puh, was ein Schreck. Ich war mir sicher, dass zumindest einer von uns gleich einen Hund an der Wade hängen hat.