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Die ersten Palmenalleen - Etappe 95

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Noch ein paar Kilometer fahren wir an der Loire entlang, dann um die Kurve und da ist er: der Atlantik. Man riecht die Algen, schmeckt das Salz auf den Lippen und fühlt den Sand in den Schuhen. Herrlich! Wir fahren die Küste entlang an Ferienhäusern - alles ist menschenleer, wie ausgestorben. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass vor wenigen Wochen noch alles überfüllt war. Der Wind ist so kalt, vor allem beim Fahren, dass mir die Lippen aufplatzen. Beim Mittagessen mampfen wir schnell alles in uns rein und radeln weiter, damit wir nicht auskühlen. Abends übernachten wir auf einem Ein-Stern-Campingplatz. Diese einfachen Campingplätze habe ich mittlerweile lieben gelernt.

Von Nantes zum Atlantik - Etappe 94

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Unser Weg Richtung Atlantik führt durch die Innenstadt von Nantes. Wir radeln vorbei an den Highlights: der Kathedrale, dem LU Turm, dem Schloss,  les machines de l'ile , (einer Steampunk-Ausstellung) und einem Zerstörer. Weiter geht es, bei bösem Gegenwind, an der Loire entlang. Nachmittags regnet es wieder und wir stellen uns unter einen Baum. Kurz darauf, gesellt sich die Gendarmerie zu uns. Wir zeigen brav unsere Personalien und werden dann mit Fragen zu unserer Tour gelöchert.

Mit Jules Verne auf dem Minigolfplatz

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Mein Hinterrad ist schon seit 1000 km reif für die Tonne. Da wir aber kein Werkzeug dabei haben, um es selbst zu wechseln, suchen wir in Nantes einen Fahrradmechaniker. Es gibt zwar viele, aber niemanden, der diesen Monat Zeit für uns hat. Mist! Dann muss wohl meine Mama uns das Werkzeug zusenden ( an Mama: freust du dich schon :D ) Den Rest des Tages verbringen wir auf dem Campingplatz: Wäsche waschen, vor dem Regen flüchten und Minigolf spielen (die Bahnen sind von Jules Vernes Romanen inspiriert).

Miese Stimmung - Etappe 93

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Eigentlich fängt der Tag ganz gut an: die Nacht ist ruhig, wir kommen früh los, die Sonne scheint, wir kommen gut voran, der Kanal ist immer noch wunderschön... Unser Mittagessen löst sich in einem Platzregen auf. Wir retten uns unter Bäume, aber es regnet sich ein. Der Kiesweg wird rutschig und ich fahre langsamer, damit ich bloß nicht falle und womöglich meine neue Regenjacke kaputt mache. Lukas motzt, ich sei zu langsam. Ich motze zurück, der Weg ist glitschig. Ich hätte nur keinen Bock mehr, behauptet er, schließlich würde er doch den gleichen Weg fahren und käme auch voran. Pah, sage ich, ich habe keine Lust mehr auf "schnell, schnell", ich will "gemütlich"! Den restlichen Tag zicken wir uns weiter an. Produktiv ist davon nichts, wir könnten uns genauso gut gegenseitig beschuldigen, den Regen verursacht zu haben.

Südlich von Freiburg - Etappe 92

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Geschafft! Wir sind südlicher als Freiburg. Ab jetzt können wir jeden Tag sagen, dass wir den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht haben. Auf dem Kanalweg ist einiges los, seit Holland haben wir nicht mehr so viele Radler gesehen. Man überholt sich immer wieder gegenseitig, ruft sich die Fahrziele zu, lernt sich kennen. Aber auch auf dem Wasser tummeln sich die Boote und Schiffe, von denen uns die Passagiere zuwinken. Dieser Streckenabschnitt gehört auf jeden Fall zu den bisherigen Highlights unserer Tour. Auf dem Campingplatz treffen wir wieder nur Radreisende, mit denen wir bis es dunkel wird zusammen sitzen und Geschichten austauschen.

Die Radler von Rohan - Etappe 91

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"Die Leuchtfeuer brennen! Gondor ruft um Hilfe!"  "...Und Rohan wird antworten." Zitat: Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs Okay, ich geb's zu, in Mittelerde sind wir (noch) nicht angekommen, aber das französische Rohan ist auch sehr idyllisch. Bevor wir aber dort unser Zelt aufgeschlagen haben, hatten wir einen sehr produktiven Tag! Als wir am Kanal entlang fahren, versagt Lukas' Vorderradbremse und wir haben kein entsprechendes Werkzeug dabei, um sie wieder festzustellen. In Pontivy - etwa 10 km später - geht es quer durch die Stadt: zur Post (hat noch zu), weiter zur Apotheke, dann zum Fahrradladen (hat auch noch zu), zurück zur Post (wo wir 4 kg Gepäck zurückschicken), weiter zum Intermarché (für Proviant und USB-Kabel - unser Verschleiß ist enorm) und wieder zurück zum Fahrradladen, wo uns der Mechaniker die Bremse fest zieht. Auf dem Campingplatz sind heute ausschließlich Fahrradreisende. Wir sind ein bunter, europäischer Haufen jeden Alters....

Canal de Nantes à Brest - Etappe 90

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Die meiste Zeit fahren wir am Kanal entlang. Der Weg ist gut zu fahren und die Strecken sind hervorragend ausgeschildert - kein Vergleich zu Nordfrankreich. Es ist Sonntag und viele Spaziergänger sind unterwegs. Alle grüßen uns und die meisten rufen uns Glückwünsche für unsere Reise hinterher. Heute sehen wir zum ersten Mal einen Wegweiser, der uns die Entfernung bis nach Portugal anzeigt - 2400 km - gar nicht mehr so weit. Auf dem Campingplatz wechselt Lukas seine Kette und ich mache unsere Schaltungen sauber. Auf der Fähre wurde uns vom Zoll unser Leatherman weggenommen, den wir jetzt schmerzlich vermissen. Zum Glück ist der Campingplatz voll von anderen Fahrradreisenden und eine Möglichkeit zum Ausleihen ist schnell gefunden.

7000 km - Etappe 89

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Frankreich heißt uns mit Dauerregen willkommen. Bis wir uns trauen aus dem Zelt zu krabbeln, ist es schon Mittag und es regnet immer noch. Ich freue mich, dass wir, hier in Frankreich, wieder auf Campingplätze gehen und immer fließend Wasser verfügbar haben. Nachts wecken uns jedoch Autoscheinwerfer, die direkt auf unser Zelt gerichtet sind. Lukas geht raus um sich zu beschweren und kommt lange nicht zurück. Ich schlafe erst nicht weiter, weil ich neugierig bin und wissen will, was draußen vor sich geht und dann, weil Lukas und der französische Autobesitzer sich angefreundet haben und bei einem Glas Whisky laut lachen. Irgendwann gebe ich meine Einschlafversuche auf und lese. Gepriesen sei mein eBook-Reader.

Mit der Fähre nach Roscoff - Etappe 88

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Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker, ganz schön früh... Gestärkt durch Kaffee und Porridge radeln wir zum Hafen. Die Fähre ist quasi leer und wir begeben uns auf Erkundungstour, die damit endet, dass ich seekrank werde. Wir suchen uns einen Platz in der Mitte des Schiffes mit einem Sofa, wo ich mich hinlegen kann. Zufällig sitzen wir mitten im Entertainment-Bereich und kriegen eine exklusive Show, da nur wir und noch drei andere Passagiere hier sitzen. Wir nehmen an einem Quiz teil, bekommen ein Privatkonzert (der Sänger performt sogar "Teenage Dirtbag" für mich), sehen einen socially distanced Close-Up-Magier und Lukas nimmt am Mario Kart Turnier teil. Die Animateure sind froh, wieder arbeiten zu dürfen und unterhalten uns gut, bis wir in Roscoff anlegen. Endlich wieder auf dem Kontinent!

Mit dem Zug nach Plymouth

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Gestern haben wir festgestellt, dass die Fähre nach Frankreich nur sehr unregelmäßig fährt. Entweder wir legen an einem Tag 140 km zurück oder wir warten eine Woche auf die nächste. Da Großbritannien kurz vor dem zweiten Lockdown steht, ist Warten keine Option und wir fahren mit dem Zug nach Plymouth. Auf der legendären Hoe picknicken wir, genießen die Sonne und träumen von großen Abenteurern wie Francis Drake, Cook, Darwin und Sheckleton, die alle von diesem Hafen aufgebrochen sind um die Welt zu erkunden.