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Sand in my shoes - Etappe 136

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Nachts wache ich vom starken Regen auf, der gegen die Zeltwand prasselt. Es ist so laut, dass man das Meer nicht mehr rauschen hört. Es regnet stundenlang, aber unser Zelt hält dicht. Der Regen hat die Schlaglöcher gefüllt und es ist unmöglich zu erahnen, wie tief man in die Pfützen fallen wird, wenn man durch fährt. Die letzten Kilometer ist ans Fahren nicht mehr zu denken. Die Räder fahren sich immer wieder im Sand fest, daher schieben wir, was aber auch nicht einfach ist. Wir sinken teilweise knöcheltief in den feinen Sand ein. Die Schuhe füllen sich damit und jeder Schritt wird schwerer. Die Räder benehmen sich auf dem Untergrund wie sture Esel und schlittern mal nach links, mal nach rechts. Dann geht mitten auf dem Feld ein Platzregen auf uns hernieder - Unterstand: Fehlanzeige. Lukas nennt es "ein Abenteuer", ich grummle vor mich hin. Irgendwann hört der Regen auf und hinterlässt ein nasses Sand-Matsch-Gemisch, das sich in der Schaltung festsetzt und an den Bremsen kleb...

Boat on the river - Etappe 135

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Die Nacht auf der Klippe war ruhig und überraschend windstill. Wir genießen den Sonnenaufgang bei einer Tasse Tee. Eilig haben wir es heute nicht - um uns zu finden, müsste man schon durch's Gebüsch kriechen. Körperlich geht es mir nicht gerade blendend. Herbert Grönemeyer bringt es auf den Punkt: "Es ist ok. Es tut gleichmäßig weh." In meinem Fall sind es die Knie, das Handgelenk, der Rücken und mein Hals kratzt. Mit der Fähre geht es von Setubal auf die Halbinsel Troia , mit ihren sanften Dünen und dichten Pinienwäldern. Die Landschaft erinnert sehr an Frankreichs Westküste.

We keep on rollin' - Etappe 134

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Der Abschied von der Gastfamilie fällt mir ein bisschen schwer und auch sie haben Tränen in den Augen. Sie fragen, ob wir nicht noch eine Nacht bleiben wollen, aber langsam ist es für uns an der Zeit aufzubrechen, die Gedanken an die Azoren hinter uns zu lassen und uns auf die Algarve zu freuen. Die meiste Zeit fahren wir an viel befahrenen Straßen entlang. Erst gegen Abend lichtet sich der Verkehr, als wir durch den Parque Natural da Arrábida fahren. Es sind zwar nicht die Azoren, aber man kann sich die Landschaft schon ansehen.

Ausgangssperre statt Azoren

Der Wecker klingelt um kurz nach 6 Uhr: wir haben einen Flug auf die Azoren gebucht! Wir belegen noch fix ein paar Brötchen und dann geht es los! Ich freue mich so unglaublich darauf, schon seit Tagen. Wir werden Tauchen und Surfen und Wandern und Scooter fahren... Ich habe das Gefühl, dass ich diese Auszeit bitter nötig habe um meine Fahrrad-Krise zu überwinden. Wir passieren die Sicherheitsschleuse, vertreiben uns die Zeit im Dutyfree, bis das Gate aufmacht. Dort dann der Supergau: wir dürfen nicht boarden, weil vor dem Start ein Covid-Test verlangt wird, wir uns aber für den Test auf den Azoren angemeldet haben - was eine Woche vorher noch gang und gäbe war. Ich heule. Wir verlassen das Flughafengebäude und laufen zur Metrostation, wo wir vor zwei Stunden vorfreudig ausgestiegen sind. Ich heule noch mehr: die ganze Fahrt über, auf dem Weg zurück zu unserer Gastfamilie und als ich auf die Uhr schaue und es 11.30 Uhr ist - unsere geplante Ankunftszeit auf den Azoren. Das war es mit me...

Lissabon - Stadt

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Mein lieber Scholli, ist Lissabon hügelig. Wir laufen durch Häuserschluchten, Treppen hoch, Treppen runter, um zu den schönsten Aussichtspunkten der Stadt zu kommen. Die Sonne scheint und es ist sommerlich warm, auch wenn viele Portugiesen schon mit Wintermantel unterwegs sind.

Lissabon - Oceanário

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Unsere Gastfamilie wohnt außerhalb des Stadtzentrums, im Stadtteil Expo , dem ehemaligen Expo-Gelände von 1998. Es liegt direkt am Fluss Tejo und es gibt dort eine Seilbahn, Konzerthallen, Einkaufszentren und das Ozeanium von Lissabon, das 12.000 Tiere beherbergt. Das Herzstück bildet Europas größtes Indoor-Auquarium, das mit 5.000.000 l Salzwasser gefüllt ist. Einige Reiseführer empfehlen, Karten im Voraus zu buchen, da es einen starken Besucherandrang gibt. Als wir vor den Türen stehen, sind wir die einzigen Besucher. Ab und zu läuft eine Familie mit Kindern an uns vorbei, aber zum größten Teil haben wir die Räume für uns alleine. Im Hintergrund läuft leise Musik und es ist sehr meditativ in die Unterwasserwelt abzutauchen.

10.000 km - Etappe 133

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Die ersten paar Kilometer aus Sintra heraus sind richtig hart. Es ist steil, wenn keine Löcher in der Straße sind, dann liegt Kies darauf. Die Räder drehen durch und wir müssen schieben. Dabei rutschen wir mit den Schuhen auf den Steinen und mir fällt mein Rad zweimal um. Ich motze. Nach 15 km erreichen wir Cabo da Roca , den westlichsten Punkt auf dem europäischen Festland. Bis ins 14. Jahrhundert hinein, wurden diese schroffen Felsen für den Rand der Welt gehalten. Danach fahren wir nochmal 15 km durchs Inland, bis wir an die Küste kommen. Von dort aus geht es flach und auf gut ausgebauten Straßen nach Lissabon. Trotz Gegenwind sind wir jetzt zügig unterwegs. Ein paar Highlights sehen wir schon im Vorbeifahren: den reichverzierten Torre de Bélem und das Denkmal der Entdecker . In Lissabon übernachten wir bei einer portugiesischen Familie, die wir über Warmshowers (Couchsurfing für Fahrradfahrer) kennengelernt haben. Sie sind wahnsinnig liebenswert und wir essen zusammen zu Abend; e...

Märchenschloss Sintra - Etappe 132

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Nach so vielen Tagen (gerade einmal vier Nächte) an einem Ort fühle ich mich schon heimisch und das Aufbrechen fällt schwerer. Unsere Fahrradtour ist heute zwar kurz, aber uns steht eine herausfordernde Wanderung bevor: wir laufen vorbei am Castelo dos Mouros , einer maurischen Festung und deren Parkanlagen zu unserem Ziel: dem Palacio da Pena , dem "portugiesischen Neuschwanstein". Die Farben, die Formen, die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse, die mythischen Figuren, die Liebe zum Detail - all das macht den Palast zu einem Märchenschloss, das alle anderen Paläste in Sintra (und davon gibt es einige) alt aussehen lässt. Die Gärten sind wie aus einem Bilderbuch. Es gibt Seen und Teiche mit Entenhäusern, die prächtiger sind als manches Wohnhaus. Schattige Wege führen zum Cruz Alta , wovon wir eine tolle Aussicht haben. Auf dem Heimweg müssen wir uns sputen, vor Sonnenuntergang in die Stadt zu kommen, die Wege sind rutschig und Beleuchtung gibt es nicht. Abends treffen wir...