Zwangspause in Santiago de Compostela

Da wir in Spanien kein geeignetes Schaltwerk für Lukas' Rad bekommen, haben wir eins zu meiner Mama nach Hause gesendet, damit sie es uns per Express weiter schickt.

Das DHL-Tracking zeigt aber an, dass das Paket in Mannheim gestrandet ist. Irgendwann bekomme ich einen Anruf vom spanischen Zoll, der mir erklärt, warum: Das Paket wurde gescannt und es wurde Bargeld darin festgestellt, was unzulässig sei (meine Mama wollte mir als Geburtstagsgeschenk ein bisschen Geld mitschicken).

Letztendlich musste meine Mama nach Mannheim fahren, das Geld herausnehmen, den Expressversand noch einmal bezahlen und erst DANN konnte das Paket weiterversandt werden.

Die Tage in Santiago sind vor allem verregneten. Daher bleiben wir (mit viel gutem Essen vom Markt) im Hotel und massieren unsere verhärteten Muskeln, lesen, informieren uns über die vor uns liegenden Regionen, machen Datensicherungen...

Wir spazieren durch die Stadt, am Pilgerbüro vorbei, wo wir uns unsere Compostelas (Pilgerurkunden) und die Distanzurkunde abholen. Aktuell wird die Kathedrale renoviert, deswegen ist sie sowohl von außen als auch von innen fast komplett mit Gerüsten eingekleidet, nur der Reliquienschrein mit den (vermeintlichen) Gebeinen des Jakobus ist frei zugänglich. Mit Aurore und Arthur treffen wir uns zum Stadt erkunden oder zum Abendessen, solange die beiden noch in der Stadt sind.

Weiterhin habe ich mir ein paar kritische Gedanken zum Jakobsweg gemacht: Ich persönlich finde, dass der Jakobsweg der hässlichste Fernwanderweg Europas - vielleicht sogar der ganzen Welt - ist. Schnellstraßen, Autobahnen, Industrieviertel, Windräder und verlassene Dörfer (es fehlt nur noch der Bodenläufer, wie man ihn aus klassischen Westernfilmen kennt) prägen den Weg.  Die spärlich gesäten Mülleimer quellen über, der restliche Müll liegt entlang des Weges - nicht auszumalen, was für eine Müllflut im nächstes Jahr, im heiligen Jahr 2020, bevorsteht. 

Hier möchte ich auch Martin Luther zitieren: "Lauft nicht dahin, man weiß nicht, ob Sankt Jakob oder ein toter Hund daliegt."

Die Stärke des Jakobswegs liegt viel mehr in den Begegnungen mit anderen Pilgern und dem Spirit, den diese verbreiten. Die meisten haben einen Grund, warum sie diese Reise auf sich nehmen: Krisenbewältigung, Sinnsuche, Entscheidungsfindung... Wenn einen diese Themen beschäftigen, dann ist der Jakobsweg durchaus eine Option. Auf keinem anderen Wanderweg, wird man so viele Gleichgesinnte treffen, wie dort. Wenn man jedoch die Einsamkeit sucht und unberührte Natur genießen möchte, dann ist der Jakobsweg die falsche Entscheidung.














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