Barcelona

Als ich anfing, unsere Schaltungen zu reinigen, wusste ich nicht, was für eine Mammutaufgabe ich mir da aufgehalst habe. Über drei Stunden lang puhle ich Dreck aus Kassetten und Ketten und trotzdem rieselt Sand heraus, als ich die Räder wieder umdrehe. Lukas zieht alle Schrauben nach - es ist ein Kampf gegen Windmühlen.
Es gibt viel für uns zu tun in Barcelona, nicht nur Sightseeing! Es gestaltet sich schwierig, an neue Ausrüstung zu kommen, wenn die Stadt im Teil-Lockdown ist. Alle großen Geschäfte müssen geschlossen bleiben, nur Restaurants mit Außenbereich sind geöffnet, die meisten Museen sind zu und für viele, die eigentlich öffnen dürfen, lohnt es sich nicht, weil hier in Barcelona kaum Touristen sind.
Auch die Demonstrationen halten an: an den Balkonen hängen Plakate für Meinungsfreiheit, aber es gibt auch wütende Krawalle, Plünderungen, Festnahmen. Die Proteste verpassen wir. Als wir nachts zu unserem Hotel in der Innenstadt zurücklaufen, sehen wir nur noch die Überreste von brennenden Mülltonnen, zertrümmerten Absperrgittern, Graffiti, Glasscherben.
Zwischen Wartungs- und Reparaturarbeiten, Wäschewaschen und Löcher stopfen, Haare schneiden und der Organisation der Weiterreise (Fähre nach Italien, Termin für einen Antigen-Test, Einreiseformular, Routenplanung) finden wir auch ein bisschen Zeit für Sightseeing.
Mal erkunden wir die Stadt mit Arthur, mal zu zweit. Mal mit dem Rad und mal zu Fuß. So viele Leute haben mir von Barcelona vorgeschwärmt, aber irgendwie funkt es bei mir nicht. Lukas findet, Barcelona ist die schönste spanische Stadt, die er bisher gesehen hat - ehrlich gesagt hat ihm bisher keine spanische Stadt gefallen. Auch Arthur ist nicht wirklich beeindruckt. Vielleicht sind wir müde vom Reisen, haben zu viel gesehen oder die aktuelle Situation nimmt der Stadt ihren Flair.
Trotzdem merkt man, dass Barcelona eigentlich eine Szene-Stadt ist: fancy Architektur, bunte Klamotten, tolle Strände, ausgefallene Tapas, coole Drinks...
Erst als Lukas und ich am Samstag Abend auf den Hausberg Montjuïc wandern, erleben wir einen Hauch der Seele Barcelonas. Überall stehen kleine Gruppen, es wird gemeinsam gesungen, musiziert, getanzt und gelacht. Auf den Stufen des Plaça de les Cascades warten wir bis die Nacht hereinbricht und hören einem Keyboarder zu, der Hits aus den 80ern spielt - nicht gut, aber er macht Stimmung.














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