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In der Normandie - Etappe 31

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Die Klamotten von gestern sind noch nass, weil es die ganze Zeit regnet. Wir haben Probleme die Jogger abzuhängen, weil es stürmt und unsere Flachland-Holland-Muskeln keine Berge mehr gewohnt sind. Außerdem ist es eher ein Ratespiel, den richtigen Weg zu finden, da nirgends Fahrradschilder stehen und an den Stellen wo sie stehen, zeigen sie in Felder, Seen oder Hauseinfahrten. Aber DANN passieren wir die Grenze zur Normandie, der Regen hört auf und an fast jeder Kreuzung steht ein Schild. Die nächste Herausforderung ist es einen Supermarkt zu finden und dann auch noch einen der Sonntagnachmittag geöffnet ist. Oft können wir uns noch nicht einmal an das aktuelle Datum erinnern, geschweige denn an den Wochentag. Daher kommt der Sonntag doch immer recht unerwartet. Unser Campingplatz für heute Nacht, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft eines Atomkraftwerks. Bei der Anmeldung bekommen wir direkt Instruktionen, was im Falle einer Kernschmelze zu tun ist. Der Eingang des Atomschutzbunkers i...

Fahrradreise - Etappe 30

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"Die machen sicher Druck, damit im Wetterbericht mehr Grad angezeigt werden, sonst würde niemand da hin fahren." Zitat aus dem Film Die Sch'tis . Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass sie auch den andauernden Regen verschweigen.

Fahrradreise - Etappe 29

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Wir fahren über geschotterte Wege, die kleinsten Steine sind faustgroß. Dann geht es bergauf, mit Gegenwind und ich bekomme einen Tobsuchtsanfall und schreie (mein doch recht umfangreiches Vokabular an französischen Flüchen und Beleidigungen) durch den menschenleeren Nationalpark. Und dann sehe ich es, das, worauf ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte: Das Eurovelo-Schild Nummer 4! Sofort bessert sich meine Laune, als ich die asphaltierte Straße sehe. Aus den schier unbezwingbaren Bergen werden sofort malerische Hügel und aus den hässlichen Käffern hübsche Küstendörfer, nur der Gegenwind bleibt unerbittlich. Selbst bergab muss ich im kleinsten Gang treten. Würde ich mich rollen lassen, würde mich der Wind einfach wieder den Berg hochschieben. Mr. Aerodynamic saust vorneweg. Zur Mittagszeit setzen wir uns in eine kleine Brasserie und essen einen großen Topf Muscheln, herrlich! Es ist echt schön hier und die Leute sind total nett, hier im Land der Schtis.

Fahrradreise - Etappe 28

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Heute ist kein guter Tag. Wir stehen auf, es fängt zu regnen an und unser Zelt wird nass. Auch landschaftlich bekommen wir nicht viel geboten, Fahrradwege sind weitestgehend inexistent und der Gegenwind bläst so stark wie die Tage zuvor. In Calais kommen wir an einem Drachen vorbei, auf dem man durch die Stadt rollen kann. Sobald wir halten um zuzuschauen, stiehlt Lukas dem Drachen die Show, weil sich alle für sein vollbepacktes Liegerad interessieren und ihn mit Fragen bombardieren. Calais an sich ist nicht schön: es ist dreckig und vor dem Eurotunnel campieren Flüchtlinge unter alten Planen und Plastiktüten, das ist wirklich traurig mit anzusehen. Unser Highlight ist heute ein neues Gericht unserer Camping-Küche: Wraps mit Risotto-Füllung. Bei unserem abendlichen Spaziergang am Strand entdecken wir einen Bunker, von dem man perfekt den Sonnenuntergang genießen könnte, wäre nicht eine fette schwarze Wolke im Weg.

Salut, la France - Etappe 27

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Nach den holländischen Fahrrad-Highways fühlt man sich auf Belgiens Straßen wie ein Verkehrsteilnehmer dritter Klasse: die Wege sind schmal, holprig, von Unkraut zugewachsen und das Schlimmste ist, dass man keine Vorfahrt mehr hat. Ständig muss man absteigen und warten, auf Fußgänger, Autos, Straßenbahnen... Eigentlich auf jeden und alles. So fühlt sich das also an, wenn man von der ersten Geige nach ganz unten in der Kategorie der Verkehrsteilnehmer abfällt. Je näher wir der Grenze nach Frankreich kommen, desto verfallener sind die Häuser. Nach der Grenze geht es entlang an Getreide-, Salat- und Kartoffelfeldern zu unserer nächsten Unterkunft. Heute dürfen wir unser Zelt im Garten einer Freundin meiner Tante Marie aufschlagen.

Pausetag in Brügge

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"Es ist ne Stadt wie im beschissenen Märchen, wie kann jemand sagen so ne märchenhafte Stadt ist nicht sein beschissenes Ding? Wie können die Kanäle und Brücken und Kopfsteinpflasterstraßen und Kirchen und das ganze wunderschöne scheiß Märchenzeug, wie kann jemand sagen dass das nicht sein beschissenes Ding ist, hm?” - Zitat aus dem Film Brügge sehen und sterben Die Restaurants haben unzählige Tische aufgebaut, aber kaum jemand sitzt daran, auch auf den Straßen ist wenig los. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie ein Städtchen wie Brügge,  einem Touristenansturm von über 8 Mio. im Jahr Herr werden kann. Heute gibt es belgische Pommes - zweimal frittiert und mit einer schier unendlichen Auswahl an Saucen, das kann ja nur schmecken! Da Brügge nie durch einen Krieg oder Brände zerstört wurde, ist der mittelalterliche Stadtkern sehr gut erhalten. Es geht über Kopfsteinpflaster an Kanälen vorbei durch enge Gassen. Die Altstadt ist klein und wir sind sie recht schnell abgelaufen. Als...

Bienvenue en Belgique - Etappe 26

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Seit ein paar Tagen ertaste ich einen Knubbel in meiner Brust. Lukas und ich sind uns sicher, dass das zu 99% ein Alien-Parasit ist, aber um auf Nummer Sicher zu gehen, geht es heute nach Brügge ins Krankenhaus. Der Weg dorthin erweist sich als äußerst anstrengend mit Windböen von über 50 km/h, so dass ich den Lenker kaum halten kann. Zeitweise muss ich sogar schieben. Die Dünen begleiten uns bis zur belgischen Grenze. Von dort aus geht es auf weit weniger schönen Fahrradwegen weiter. Die holländischen Fahrrad-Highways haben uns schon sehr verwöhnt. Brügge rein, fahren wir direkt an den Highlights vorbei: Kläranlage, Mülldeponie, Verbrennungsanlagen... Noch kann ich den allgemeinen Hype um Brügge nicht teilen. Kurz nachdem wir unser B&B bezogen haben, fahren wir gleich zum Krankenhaus. Wir richten uns auf eine lange Wartezeit ein und fangen an, Carcassonne auf dem Tablett zu spielen, kommen aber nicht weit, da wir - entgegen aller Erwartungen - fast sofort an die Reihe kommen. Trot...

Fahrradreise - Etappe 25

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Etappe 25 Der Gegenwind kommt leicht schräg, was ihn noch unangenehmer macht. Ich muss die ganze Zeit gegenlenken; vor allem als wir über das Sperrwerk fahren, drückt es mich andauernd auf die Gegenfahrbahn. Heute kümmern wir uns früher um einen Campingplatz und finden einen ganz kleinen, direkt gegenüber dem Strand. Das nutzen wir sofort aus. Die Wellen sind zum ersten Mal richtig hoch und das Baden macht richtig Spaß. Am Strand liegen dafür weniger, der Wind peitscht den Sand auf die Haut und alles fliegt davon. Auf dem Campingplatz sind wir das einzige Zelt, um uns herum nur Rentner mit Luxus-Wohnmobilen, die uns aber liebevoll versorgen. Wir bekommen Windschutz, Hocker, Tisch und Bier gebracht. Als Gegenleistung müssen wir lediglich von unserer Tour berichten.

2000 km - Etappe 24

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Die Nacht unter der Autobahnbrücke ist recht kurz, aber erholsam. Zum Frühstück gibt es Müsli-Kekse, die Lukas gestern im polnischen Supermarkt gekauft hat. Sie schmecken - sagen wir - gewöhnungsbedürftig. Es geht zuerst weiter auf dem Damm entlang und dann durch Naturschutzgebiete mit den typisch holländischen Dünen. Der Gegenwind ist beißend und mit meiner gelben Regenjacke sehe ich nicht nur aus wie Bibo aus der Sesamstraße, sondern biete auch ähnlich viel Angriffsfläche. Auch heute sieht es mit Campingplätzen schlecht aus, aber bei Versuch Nummer 4 haben wir Erfolg. Wir bauen unser Zelt auf und flüchten direkt hinein, weil wie aus dem Nichts ein sintflutartiger Regenschauer auf uns hernieder geht, der aber genauso schnell wieder aufhört. Wir baden im Meer, kochen gemütlich und holen den Schlaf der letzten Nacht nach.

Fahrradreise - Etappe 23

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Die 80 km von Utrecht nach Rotterdam fahren wir trotz anhaltender Hitze in einen Stück, immer am Fluss Lek entlang. Mit den Campingplätzen haben wir dieses Mal Pech: entweder die Rezeptionen sind schon geschlossen, die Plätze alle belegt oder die sanitären Anlagen funktionieren nicht, so dass sie keine Zelte aufnehmen. Ich habe außerdem seit 20 km Hunger und leide ganz fürchterlich (und laut). In einem polnischen Supermarkt holt mir Lukas entnervt ein Schokocroissant und alles ist wieder gut. Außerdem kauft er polnisches Wasser, das ganz fürchterlich schmeckt, süß und salzig zugleich. Wir fahren weiter, durch den Benelux-Tunnel, der unter dem Fluss Maas hindurchführt, durch das Hafengebiet Rotterdams und aus der Stadt heraus. Auf einem Deich unter einer Brücke bauen wir unser Nachtlager auf, gehen im Fluss baden und schauen den Blitzen zu, die über der Stadt durch den Himmel zucken.