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9000 km - Etappe 117

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Die Etappe hat es in sich. Obwohl das Höhenprofil recht entspannt aussah, hat der Berg seine Tücken. Es regnet immer wieder und das nervt. Die Landschaft ist wunderschön, aber unter dem Regenvorhang strahlen die Farben gar nicht so kräftig und bunt. Kaum haben wir uns zum Mittagessen auf eine Bank gesetzt, schüttet es wieder aus Eimern. Es regnet ins Pesto, in den Karottensalat, auf's Brot... Hat der Wettergott die Vorhersage nicht gesehen? Heute sollte es nicht regnen. Und das Wetter ist meilenweit von "sonnig" entfernt. Unser Ziel heute ist es, einfach auf den Berg zu kommen und das schaffen wir. Ich bin total gerädert. Wir checken in eine Herberge ein und laufen dann zum Restaurant gegenüber, wo wir uns ein Drei-Gänge-Pilgermenü gönnen. Die Portionen sind riesig, genau richtig für uns hungrige Bicigrinos. Frage des Tages: Was ist dein Beitrag für eine bessere Welt?

Ponferrada

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Da für heute Dauerregen vorhergesagt ist, bleiben wir in unserer Unterkunft. Gestern abend sind wir durch die Straßen Ponferradas gelaufen und haben jeden Fahrradladen abgeklappert, um einen neuen Umwerfer für Lukas' Rad zu organisieren, aber überall Fehlanzeige. Jetzt haben wir nicht viel zu tun und trödeln (nach ein paar Wartungsarbeiten and den Rädern, Wäschewaschen und trocken föhnen) im Zimmer.

Highest High - Etappe 116

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Um 8.30 Uhr werden wir von der Herberge wieder vor die Tür gesetzt. Etwas morgenmuffelig bepacken wir unsere Räder, aber als die Sonne über Astorga aufgeht, entschädigt das für die frühe Abreise. Die Kathedrale und der Bischofspalast strahlen im Licht der Morgensonne. Schon seit Tagen schwebt das Kantabrische Gebirge über uns wie ein Damoklesschwert. Andere Radreisende zeigen uns das Höhenprofil, warnen, machen lieber einen Pausetag, bevor sie es überqueren; das flößt uns auf jeden Fall Respekt ein. Aber letztendlich ist es gar nicht so hart, wie befürchtet: die Steigung ist kontinuierlich und fordert die Beinmuskulatur, aber durchaus machbar. Lukas ist, obwohl er nur einen Gang nutzen kann, zuerst oben. Auf dem Gipfel ist ein wahrer Radler-Treff. Acht weitere Radreisende stehen hier und schießen Fotos. Der Weg abwärts ist deutlich anspruchsvoller: der Wind drückt einen an den Berg und das Gefälle ist steil. Da lohnt es sich, morgen die Bremsen zu wechseln. Frage des Tages: Wenn du ein...

Sperrgebiet - Etappe 115

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Der Priester weckt uns morgens um 7 Uhr mit Gesang. Draußen ist es noch dunkel und bitterkalt. Im Aufenthaltsraum gibt es ein kleines Frühstück, der Priester bringt uns frischen Kaffee; aber um 8.30 Uhr setzt er uns auf die Straße. Eine Weile fahren wir zu dritt, bis Aurore uns für ein zweites Frühstück verlässt. Wir fahren weiter Richtung Léon. Um diese Stadt ranken sich viele Corona-Mythen - jeder dem wir begegnen, erzählt uns etwas anderes. Fakt ist: Léon ist im Lockdown. Manche sagen, man dürfe die Stadt nicht passieren und die Polizei hätte alle Zugänge abgeriegelt; andere sagen, der Transit ist erlaubt, aber man darf nicht stoppen und Fotos schießen. Wir versuchen unser Glück und siehe da: keine Polizei, keine Sperre, noch nicht einmal eine Warnung an der Ausfahrt. Auch die Innenstadt sieht nicht nach Lockdown aus. Es sind viele Leute unterwegs, die die Sonne genießen - auch teilweise ohne Maske. Da wir heute morgen so früh rausgeworfen wurden, haben wir viel Zeit und machen orde...

Ein großes Wiedersehen - Etappe 114

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Die Nächte werden immer länger und kälter, deswegen kehren wir immer öfter in Pilgerherbergen ein. Das Laub ist verfärbt und die Felder abgeerntet. Als wir am Kanal entlang fahren, treffen wir auf Aurore, die wir seit gut 1000 km nicht mehr gesehen haben. Wir fahren ein Stück zusammen und verabreden uns für die Nacht in einer Herberge in Sahagun. Heute fahren wir wieder mehr auf Asphalt, wofür ich sehr dankbar bin. Immer wieder kommen wir an winzigen Ortschaften vorbei, die sich mitten im Nirgendwo angesiedelt haben. Die Herberge heute, ist unter christlicher Leitung. Abends werden wir vom Priester aus dem Aufenthaltsraum geworfen, damit wir die strikte Bettruhe ab 22 Uhr einhalten. Frage des Tages: Was würdest du bereuen nicht getan zu haben, wenn dein Leben endet.

Genug der Buße - Etappe 113

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Unser erster Weg führt zur Fahrradwerkstatt, wo wir mein Rad abholen und uns mit neuem Wartungsmaterial versorgen. Ich kaufe mir Handschuhe - gegen den eisigen Fahrtwind. Heute fahren (oder eher holpern ) wir vor allem auf dem Wanderweg. Viel Kies, wenige Pilger. Als wir an einer kleinen Kirche vorbeikommen, stoppt uns die Ordensschwester, die sich zur Aufgabe gemacht hat, allen Pilgern eine gute Reise zu wünschen. Sie schenkt uns ein kleines Medaillon, das uns Glück bringen soll. Wirklich Glück bringt uns das Ding nicht: An einem steilen Hang gibt Lukas' Umwerfer irreparabel auf. Die nächste Werkstatt ist in Léon, aber Léon ist im Lockdown. Die nächsten paar hundert Kilometer muss Lukas nun in einem Gang fahren. Gar nicht so einfach, bei den ganzen Hügeln. Frage des Tages: Was geht dir leicht von der Hand?

Und noch ein Höhenrekord - Etappe 112

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Arthur lassen wir in der Herberge zurück, er ruht sich einen Tag aus. Es ist kalt, aber den Berg hoch - auf 1080 mNN - kommen wir ganz schön ins Schwitzen, dafür frieren wir bergab. Supermärkte sind rar bis gar nicht vorhanden, zum Glück haben wir etwas auf Vorrat gekauft. Nach Burgos rein, fahren wir durchs Industriegebiet. LKWs rasen an uns vorbei, Fahrradwege gibt es zwar, aber nur sehr schmale. Das ist kein schöner erster Eindruck von Burgos. Wir sind froh, dass wir schnell fahren können und nicht pilgern müssen. In der Innenstadt bringen wir mein Fahrrad in die Werkstatt, wo mein Vorderrad festgezogen wird. Dann spazieren wir gemütlich durch die Altstadt, zur Kathedrale und hoch auf das Castillo mit Ausblick über den schönen Teil der Stadt. Frage des Tages: Was lässt dich alles um dich herum vergessen?

Pilgerwahnsinn - Etappe 111

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Die Nacht ist bitterkalt und der Tee am Morgen vertreibt zumindest kurz die Kälte, aber der Wind pfeift eisig. Nachdem wir alle drei zusammengepackt haben, radeln wir los. Wir kommen an Kartoffel-, Paprika- Chili- und Zwiebelfeldern vorbei. Die Paprikas sehen köstlich aus - so weit im Süden sind wir also schon. Nachmittags kehren wir gemeinsam mit Arthur in eine Pilgerherberge ein, mit im Zimmer ist Tanja - eine echte Pilgerin, die zu Fuß unterwegs ist. Wir gehen gemeinsam essen und für gerade mal 11 € bekommen wir ein Drei-Gänge-Pilgermenü mit Rotwein. Wir lachen viel und unterhalten uns über die Frage des Tages . (Jeden Tag, bis Santiago de Compostela stellen wir uns eine (mehr oder weniger) tiefgreifende Frage - ja, wir ziehen das Pilger-Ding jetzt voll durch!) Zurück im Zimmer, fläzen wir uns auf die Betten und teilen Süßigkeiten. Plötzlich wird unser Zimmer von einer fröhlichen Partymeute gestürmt, die mit Rotwein und Plastikbechern bewaffnet ist. An Schlaf ist nun nicht mehr zu d...