Posts

Teneriffa mit dem Auto - Teil 1

Bild
Meine Mama ist zu Besuch gekommen und wir erkunden die Insel ab jetzt mit dem Auto. Es geht vorbei am einzigen Strand mit weißem Sand, dem Playa de Las Teresitas , hinein ins  Anaga -Gebirge, das wir aus gutem Grund mit den Rädern gemieden haben: es ist wahnsinnig steil, auch unser kleiner Mietwagen keucht. Die engen Serpentinen winden sich den Berg hinauf und ich bete für wenig Gegenverkehr. Irgendwer erhört mich. Autofahren ist trotzdem so viel stressiger als Fahrradfahren und ich vermisse mein Rad. Irgendwie fühlt es sich ein bisschen an wie Schummeln, wenn man die wunderschöne Landschaft genießt ohne sich dafür angestrengt zu haben. Mein Highlight heute ist der Nebelwald. Die Lorbeer-Bäume bilden einen mystischen Baumtunnel und mit dem Nebel fühlt man sich wie in einem Märchenwald.

One day more - Etappe 148

Bild
Bis nach El Médano , wo wir für den Besuch meiner Mama eine Ferienwohnung gemietet haben, ist es heute nicht mehr weit. Diese Inselseite bietet wüstenartige Landschaften, von dem saftigen Grün der letzten Tage ist hier nichts zu sehen. Wir picknicken auf der Mauer der Strandpromenade und fahren dann zu unserer Unterkunft. Ich gebe den Zahlencode an der Tür ein, gehe in der zweiten Stock, gebe an der Wohnungstür nochmals den Code ein und stehe in einem bewohnten Appartement. Überall liegen Schuhe und Klamotten - ups. Ich ziehe die Tür schnell zu und laufe wieder nach unten, wo Lukas bei den Rädern wartet. Die Vermieterin geht sofort ans Telefon, als ich anrufe, spricht aber nur Spanisch und ich kann mein Problem nicht verständlich machen. Als ich noch einen Blick auf die Buchung werfe, ist mir der Fehler sofort klar: wir sind einen Tag zu früh! Und meine Mama kommt gar nicht morgen sondern übermorgen. Wo ist mir dieser eine Tag verloren gegangen? Wir mieten uns für die Nacht in einem Ho...

Up - Etappe 147

Bild
Holla, die Waldfee - ist das wieder steil! Stück für Stück kriechen wir die Serpentinen hoch - mal fahrend, mal schiebend. Es ist anstrengend, aber nicht sehr nervenzehrend, weil die Aussicht über alles hinwegtröstet. Hinter jedem Bergkamm vermute ich die erlösende Abfahrt und rede mit gut zu "nur noch der Hügel, dann ist es geschafft" . Hinter dem Hügel ragen nur noch weitere Berge auf. Mein Blick schweift auf der Suche nach einer leicht zu durchfahrenden Schneise - Fehlanzeige. Die Autos, die uns auf der schmalen Bergstraße passieren, winken, hupen, feuern uns an. Als wir es endlich auf den Gipfel geschafft haben, steht dort ein Engländer, der kalte Getränke verkauft - Jack-Port! Wir genießen unsere Cola mit Blick auf La Gomera . Vor uns liegen mehr als 15 km Abfahrt. Wir rauschen durch die Berghänge, dem Meer entgegen. Unten angekommen haben wir einen tollen Blick auf den Ort Los Gigantes , der für seine hohe Steilküste bekannt ist. Der zweite Teil der Strecke führt auf S...

Wer bremst verliert - Etappe 146

Bild
Vielleicht war es ganz gut, dass wir heute im Hotel waren; die ganze Nacht schüttet es aus Eimern. Der erste Blick am Morgen aus dem Hotelzimmer verheißt jedoch Sonnenschein. Als wir losfahren, fällt auf, dass meine Hinterradbremse kaputt ist - die Hydraulik-Leitung ist undicht. Lukas behauptet, dass liege daran, dass ich so unsorgsam mit meinem Rad umgehen würde. (Gestern ist mir mein Fahrrad umgefallen, als ich es über einen besonders hohen Bordstein hieven wollte.) Ich finde die Anschuldigung dreist und sage ihm, dass ich mit meinem Rad umgehen kann wie ich will. Lukas findet das ganz und gar nicht, da er alles reparieren müsse. Ich schlage vor zum Fahrradmechaniker zu gehen und tada , wir haben einen reinrassigen Streit. Im Fahrradladen sagt der Mechaniker, dass ich mit meinem Bremsen-Modell Pech habe. Er telefoniert kurz und erklärt, dass es das Modell auf der Insel nicht gäbe. Naja, dann halt so weiter, schließlich hab ich noch eine Vorderradbremse. Lukas hält das für ein nur sch...

Rauf rauf rauf - Etappe 145

Bild
Ich freue mich total auf unsere erste Fahrradtour auf den Kanaren. Wir beladen unsere Räder, satteln auf, fahren um die Kurve und stellen uns direkt im ersten Hauseingang unter - der Regen platscht, aber nicht lange - dann fahren wir weiter. Santa Cruz besteht aus einem Gewirr an Einbahnstraßen; es geht steil bergauf und es herrscht reger Verkehr. Der Schweiß läuft und vermischt sich mit dem Regen. Immer mal wieder blitzt blauer Himmel durch. Zum allerersten Mal ist ein Teil der Strecke auf Komoot rot markiert, das heißt: besonders steil . So fühlt es sich auch an, während ich mein Fahrrad den Berg hoch drücke. Dafür haben wir eine tolle Abfahrt und großartigen Straßenbelag! Eigentlich wollten wir heute wildcampen, aber uns sagt kein Platz zu. Es ist entweder zu gut einsehbar, zu steil oder abgesperrt. Daher verbringen wir die Nacht in Puerto de la Cruz. Hier gibt es Naturpools, also natürliche Becken im Meer. Wegen des starken Wellengangs ist der Bereich leider gesperrt - schade, ich...

Santa Cruz

Bild
Müde, von der kurzen Nacht, schlendern wir durch Santa Cruz . Das Wetter ist traumhaft und wir schwitzen - herrlich! Bei einem Fahrradladen stocken wir unser Verschleißmaterial auf, gehen vergeblich auf die Jagd nach Campinggas und kaufen Proviant für morgen. In einer Hamburgueseria essen wir zu Mittag. Seit Ewigkeiten waren wir nicht mehr essen und wir genießen es in vollen Zügen. Die Botanik ist atemberaubend: die ganze Flora ist riesig und die in Deutschland typischen Zimmerpflanzen wuchern hier in Gärten und Parks. Am Auditorium, mit seiner ungewöhnlichen Architektur, setzen wir uns auf die Kaimauer und sehen der Sonne zu, wie sie hinter dem nebelumhangenen Teide verschwindet. Durch die weihnachtlich beleuchtete Altstadt geht es zurück zum Hotel.

2000 km in 37 Stunden - Etappe 144

Bild
Auf dem Weg zur Fähre kommen wir an der Kolumbus-Statue vorbei. Von hier aus ist Kolumbus in See gestochen und hat, statt den Westweg nach Indien, ausversehen Amerika entdeckt. Hoffentlich berechne ich auch mal solchen Unfug und man baut mir ein Denkmal. So, genug über Kolumbus gelästert, zurück zu unserer Reise! Auf dem Weg zum Hafen treffen wir Robin, einen anderen Radreisenden aus Deutschland, der nach Lanzarote fährt. Am Hafen will niemand einen Covid-Test oder einen Ausweis oder gar das Ticket sehen. Alle, auch der Zoll, winken uns nur durch. Wir verbringen die kommenden Stunden gemeinsam mit Robin in der leeren Schiffs-Lounge, jeder schnappt sich ein Sofa und wir erzählen unsere Abenteuer, philosophieren über's Radreisen und vertreiben uns die Zeit mit Brettspielen auf Lukas' Tablett. Es sind sehr wenige Passagiere an Bord und wenn, dann vor allem Engländer, die vor dem Brexit fliehen, eine Immobilie suchen und eine spanische Staatsangehörigkeit beantragen wollen; das geh...