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Far Over the Misty Mountains Cold - Etappe 129

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Als wir aus dem Zelt krabbeln ist es wahnsinnig nebelig. Wir warten noch ein bisschen auf die Sonne, die unser Zelt trocknen soll, aber Fehlanzeige. Die Fahrradwege sind heute überraschend gut. Zum Glück, denn es ist auch viel hügeliger als die letzten Tage. Sonne und Nebel wechseln sich ab. Es ist so nebelig, dass ich einmal nicht sehe, welche Abzweigung Lukas nimmt und er mein Rufen nicht hört. Da stehe ich nun, ohne Handy (Lukas nimmt meins zum Navigieren, weil seines kaputt ist) und ohne Plan, an einer Kreuzung ohne Schilder. Ich warte, Lukas kommt irgendwann zurück, wir fahren weiter. Vor einigen Tagen wurden in Nazaré Rekordwellen von 25 m Höhe gemessen, als wir dort ankommen sind sie gerade mal 1,5 m hoch - schade. Dafür ist die Aussicht überragend und das Meer wunderschön türkis. Heute gehen wir auf einen der rar gesäten Campingplätze. Ich freue mich riesig auf die Dusche. Außer uns sind nur ein oder zwei portugiesische Rentnerpaare vor Ort. Ich breite mich im Damen-Waschraum a...

Summer Feeling - Etappe 128

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Kilometerweit fahren wir durch verbrannte Wälder. Die Hitze hat den Asphalt Blasen schlagen lassen, sodass nun riesige Schlaglöcher in der Straße klaffen. Wir versuchen so gut es geht Slalom zu fahren, aber wir können nicht allen Löchern ausweichen, dafür sind es zu viele. Das Wetter ist dafür ein Traum: es ist November und wir fahren den ganzen Tag mit T-Shirt, ohne Jacke. Vor uns ragen Steilküsten auf, die Felsformationen sind atemberaubend schön - der Straßenbelag dagegen erbärmlich. Oft müssen wir absteigen und schieben, weil die Schlaglöcher zu groß sind oder weil Haufen von Sand und Kies auf der Straße liegen und unsere Räder stecken bleiben. Die Landschaft entschädigt den beschwerlichen Weg. Abends bauen wir unser Zelt hinter einem verfallenen Haus auf. Von Fern hören wir Hundegebell - hoffentlich sind das keine wilden Hunde.

Stormy Birthday - Etappe 127

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Es regnet in Strömen. Jedes Mal, wenn wir zusammenpacken wollen, gießt es noch mehr. Erst um halb 12 lässt der Regen nach und wir fahren los. Wir rollen ein paar Meter und halten sofort wieder an: im Meer stehen FLAMINGOS! Freilebende Flamingos. Bisher habe ich Flamingos nur im Zoo gesehen und es ist unglaublich, dass wir schon so weit in den Süden gefahren sind, dass wir welche sehen. Mit der Fähre geht es von der Halbinsel zurück auf's Festland. Der Gegenwind ist so stark, dass ich kaum vom Fleck komme. Auch Lukas' Tag ist nicht so rosig: zwei Platten und sein Handy raucht ab - daher heute auch keine Routen-Aufzeichnung. Wir übernachten in einem Wald, in dem es offensichtlich vor Kurzem gebrannt hat.

We keep on rollin' - Etappe 126

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Auf Kopfsteinpflaster-Wegen verlassen wir Porto. Wir fahren noch einmal über die Brücke und noch einmal an den Portweinkellern vorbei - die Namen der Hersteller prangen unübersehbar auf den Dächern. An der Küste entlang fahren wir heute fast nur auf Holzbohlenwegen. Das Meer rauscht, das Salz legt sich auf den Lippen ab und man kann es schmecken. Landeinwärts kommen wir an Salzwasserwiesen vorbei. Abends suchen wir uns ein Versteck für unser Zelt. Kaum haben wir es aufgebaut, überfallen uns Steckmücken und es beginnt zu regnen. Vor allen Gefahren flüchten wir in unsere heimelichen Stoffwände.

Oporto

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Heute ist Sightseeing angesagt. Da wir für den HopOnHopOff-Bus zu geizig sind, fahren wir die Route mit dem Fahrrad nach. Mit von der Partie sind: Aurore, Arthur und Jelmer. Unsere Tour ist total witzig, alle paar Meter bleiben wir stehen um Fotos zu machen und kommen darüber ins Plappern. Wir kommen vom Hundertsten ins Tausendste und brauchen ewig um ein paar Kilometer zurückzulegen. Irgendwann meldet sich der Hunger und wir gehen Francesinha essen, eine der Spezialitäten Portos. Am besten zu vergleichen ist das Gericht mit einem riesigen, überbackenen Sandwich. Danach sind wir so voll, dass wir alle in unsere Unterkünfte zurückkehren um uns hinzulegen. Abends treffen wir uns in einer Bar um das Nachtleben zu genießen. Leider machen uns die neuen Corona-Bestimmungen einen Strich durch die Rechnung: die Bars schließen um 22 Uhr und die Straßen sind auf einen Schlag wie leergefegt. Trotzdem sind wir noch total in Feierlaune und gehen auf die Suche nach einem letzten Drink. Irgendwann b...

Die Bikepacker-Familie wächst - Etappe 125

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Die Nacht im Zelt war noch kälter als die letzte. Nach Porto ist es nicht mehr weit, daher lassen wir uns Zeit und machen viele Fotostopps. Das Wetter ist wunderbar und das Meer glitzert. Porto ist, seit (vermutlich) Liverpool, die größte Stadt die wir besuchen. Der Fluss Douro fließt durch die Schlucht und links und rechts türmen sich die Häuser auf den Bergen. Unser erster Weg führt zum Fahrradladen, wo man mir wieder kein neues Hinterrad verkaufen will, dafür bekomme kostenlos die Felgen nachgezogen. Da wir erst in ein paar Stunden in unserer Unterkunft einchecken können, picknicken wir am Flussufer mit Blick auf Vila Nova de Gaia , wo viele Portwein-Hersteller produzieren. Plötzlich umrunden uns zwei Fahrradfahrer, Paul und Jelmer. Die beiden sind auch Bikepacker und auch in die gleiche Richtung wie wir unterwegs. Langsam werden wir eine richtig große Fahrrad-Familie. Es ist so toll, wenn man sich immer wieder auf der Straße begegnet und sich gegenseitig seine neusten Abenteuer be...

Here comes the sun - Etappe 124

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Die Nacht ist fürchterlich kalt. Entweder die Herbergen haben uns verweichlicht oder unsere Schlafsäcke haben ihre besten Zeiten hinter sich. Gestern hat mein Hinterrad-Lager angefangen, besorgniserregende Geräusche zu machen. Lukas baut das Hinterrad aus und wir ertränken das Lager in Öl; das macht es besser. In Porto sollte ich mir vielleicht doch ein neues Hinterrad kaufen - immer wieder die gleiche Frage... Nach einem gemütlichen Frühstück mit Aurore, trennen sich unsere Wege. Wir fahren los, während Aurore es heute langsamer angeht. Die Sonne scheint und die Küstenlinie ist größenteils flach, das tut der Seele und den Beinen gut. Links von uns ragen die Berge empor und rechts von uns rauscht das Meer - einfach traumhaft. Die Straßen sind ein bisschen gewöhnungsbedürftig: irgendjemand hat befunden, dass Pflastersteine ein guter Bodenbelag für Fahrradwege sind (Anm.: sind sie nicht!).

Bom dia, Portugal! - Etappe 123

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Vermutlich kann jeder erahnen, was kommt: es regnet - in Strömen. Bei dem Wetter setzen wir keinen Fuß vor die Tür! Aurore und ich vertreiben uns die Zeit in der Herberge mit Yoga. Nach dem Frühstück nieselt es nur noch leicht und wir beschließen, über die portugiesische Grenze zu fahren - offiziell ist die Grenze geschlossen. Die Polizei steht dort, aber niemand interessiert sich für uns als wir die Brücke über den Rio Minõ passieren. In Portugal gibt es (fleckenweise) blauen Himmel, flache Wege an der Küste entlang, Rückenwind und Fahrradwege! Richtige Fahrradwege, abgetrennt von der Fahrbahn und den Fußgängern. Seit Frankreich hatten wir das nicht mehr, wir haben schon total vergessen, wie großartig das ist! Aurore und Lukas gehen im Supermarkt für's Mittagessen einkaufen, während ich bei den Rädern bleibe. Kaum sind die beiden weg, fängt es wieder an zu regnen: starker Sprühregen. Ich ziehe noch meine Regenhose an und rette mich unter den nächsten Baum, aber zu spät - ich bin ...