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8 Monate - Etappe 160

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Es ist so weit, wir lassen das Hostelleben hinter uns und radeln weiter. Um 9.30 Uhr legt unsere Fähre von Las Palmas ab und zwei Stunden später kommen wir in Morro Jable, Fuerteventura an. Wir kommen vorbei an menschenleeren Stränden und geschlossenen Hotelkomplexen. Das Wasser schimmert in allen Türkistönen. Es ist eine wahre Freude, wieder mit meinem Fahrrad zu fahren, die Lenkung ist so leichtgängig - ich hätte das Lager schon viel früher tauschen sollen. Meinem Handgelenk geht es jedoch gar nicht gut, schon seit Wochen habe ich Schmerzen. Die Griffe sind schon umgestellt, aber so schnell hilft es leider nicht. Jede Erschütterung tut weh und deshalb kaufe ich mir in der Apotheke eine Bandage, vielleicht hilft es ja. Straßentechnisch sind wir unfreiwillig Offroad unterwegs - es gibt nur die Autobahn als Alternative. Unsere Reifen sinken im Sand ein und die Räder drehen durch, schieben geht auch nicht; wir packen wieder ab, tragen die Taschen und Fahrräder bis wieder steiniger Unte...

Urlaub vom Reisen

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Haha, von wegen "letzte Nacht in Las Palmas ". Ben (der belgische Radler) hatte uns schon prophezeit, dass wir das Hostel nicht mehr so schnell verlassen werden, sobald wir eingecheckt sind und was soll ich sagen... er hatte Recht. Nicht nur die Dachterrasse, die Bar, die Abende mit Gitarrenmusik, die vielen Radfahrer, die hier untergekommen sind, die familiäre Atmosphäre und der Strand um die Ecke, bewegen uns zum Bleiben, auch die neuen Restriktionen sind schuld: das Reisen zwischen den kanarischen Inseln ist für mindestens zwei Wochen für touristische Zwecke verboten. Nicht schlimm - es gibt definitiv schlechtere Orte, an denen man feststecken kann, als am südlichsten Punkt Europas - bei Sonnenschein und 20° C, während der Rest Europas friert und im Lockdown sitzt. Auch Arthur zieht eine Nacht später im Hostel ein. Diese Unterkunft wird zu unserem persönlichen  Hotel California  - immer wieder verlängern wir unseren Aufenthalt. Wir bringen mein Fahrrad zur Reparatur, da me...

Crack-Höhle - Etappe 159

Heute geht es zurück nach Las Palmas , wo wir uns ein paar Tage Ruhe gönnen. Der Weg führt die ganze Zeit an der Schnellstraße entlang; das ist nicht besonders schön, aber die Alternative wäre ein riesiger Umweg mit nochmals ordentlich Höhenmetern. Arthur bucht sich ein Hotelzimmer mit eigenem Bad, während Lukas und ich in das billigste Hostel auf ganz Gran Canaria einchecken. Wir werden herzlich empfangen, stehen aber in keiner Backpacker-Unterkunft wie erwartet. Die meisten (naja, alle) Bewohner leben hier dauerhaft. Für über 15 Personen gibt es zwei Duschen und es riecht überall nach Pisse. Die Leute sehen kaputt und abgerissen aus. Sie mustern einen ganz genau und murren einen an, falls sie überhaupt grüßen. Als ich nach dem Abendessen den Sandwich-Maker saubermache (ich gehe davon aus, dass es das erste Mal war, dass das Gerät einen Lappen gesehen hat), werde ich prompt von einem mageren, alten Mann mit Krücken, der ständig die Zunge heraushängen lässt, auf Spanisch angemotzt - ic...

Erschöpft - Etappe 158

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Arthur und ich sind von den letzten Tagen und den vielen Höhenmetern erschöpft. Lukas hingegen ist ein harter Knochen oder lässt sich nichts anmerken. Der Weg führt wieder bergauf und wir kommen an wunderschönen Aussichtspunkten vorbei, von denen man auf Teneriffa und den Teide sieht. Auf der Straße sind gar keine Autos, das ist sehr angenehm. Nach ein paar Kilometern, stellen wir auch fest warum: Vollsperrung - aber wir drücken uns an der Schranke vorbei. Die Straße sieht aus, als wäre sie schon länger ungenutzt: der Asphalt ist aufgeplatzt und aus den Rissen wachsen schon Büsche. An den Steilhängen sind Fallnetze angebracht, falls es einen Steinrutscht gibt - fühlt sich sicher an. Auf der Straße treffen wir zwei Passanten, die ich wegen ihrer Helme für Bauarbeiter halte. Ohne mit der Wimper zu zucken, bestätigen sie uns, dass die Straße passierbar ist. Nach der nächsten Kurve bietet sich uns ein, sagen wir, abenteuerlicher Anblick: das Fallnetz, das ich also "so sicher"...

Steinschlag - Etappe 157

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Als wir morgens aufwachen, haben wir Besuch von einem Rudel wilder Pfauen. Die hübschen Vögel stolzieren an uns vorbei und mustern uns ganz genau. Offensichtlich haben wir auf ihrem Futterplatz gecampt. Nachdem sie ein bisschen gepickt haben, gleiten sie vom Berg in die Schlucht - wusstet ihr dass Pfauen fliegen können? Ich zumindest war fasziniert! Unser Weg führt immer höher hinauf, zum Roque Nublo , dem höchsten Berg und Wahrzeichen  Gran Canarias . Auf dem Weg passieren wir immer wieder Absperrungen (die sind hier in Spanien nur Makulatur, alle anderen machen das auch so) und müssen Räder und Gepäck über schwere Steinschläge bugsieren. Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Obwohl uns alle vor dem unberechenbaren Wetter in den Bergen gewarnt haben, herrscht hier eitel Sonnenschein. Nur die Windböen sind ziemlich stark. Auf dem Weg nach unten treffen wir einen Bikepacker, der schon seit sechs Jahren unterwegs ist. Vor allem seine aerodynamische Packweise inspiriert mich: Er hat einen...

Im Sperrbezirk - Etappe 156

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Unser Ziel heute: der Bergsee Presa de las Niñas , wo man kostenfrei zelten darf - okay, nicht zu Corona-Zeiten, aber so genau nehmen wir es mal nicht... Kurz vor der Zufahrtsstraße in die Berge endet unsere Reise auch schon vor einer Komplettsperrung. Durch die starken Unwetter in der letzten Woche sollen Steine auf die Fahrbahn gefallen sein. Zuerst probieren wir über einen Wanderweg in die Berge zu kommen, aber der ist auch gesperrt. Dann warten wir auf den Bus, der uns mit über die Autobahn nehmen soll, aber der kommt nicht. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Hälfte der bisherigen Strecke zurück zu fahren und von dort einen anderen, etwas steileren Weg in die Berge zu nehmen. Im letzten Supermarkt vor der Abfahrt, decken wir uns mit Lebensmitteln für zwei Tage ein. Dann geht es steil bergauf, aber kein Vergleich zu La Palma . Durch unseren kleinen Umweg schaffen wir es nicht mehr zum See und schlagen unsere Zelte auf einem Felsvorsprung auf. Von hier aus haben wir einen traum...

Die Dünen von Maspalomas - Etappe 155

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Schon seit Längerem entweicht Luft aus meiner Luftmatratze. Bisher war es aber noch nicht so viel, als dass ich mich dazu berufen gefühlt hätte, etwas dagegen zu unternehmen. Heute wache ich jedoch mitten in der Nacht auf und muss nochmals ein bisschen Luft hinein blasen. Den Morgen verbringe ich mit der erfolglosen Suche nach Löchern in der Matratze. Immer wieder schütte ich Wasser darüber und warte auf Luftblasen - nichts. Dann kippt Lukas etwas Wasser darüber und findet mit einem Schlag drei Löcher - ups. Ich markiere die Löcher und verschiebe das Flicken auf heute Abend, da haben wir eine Unterkunft in Maspalomas. Dort erstreckt sich, mit über 400 Hektar, das größte Dünen-Gebiet Europas. Der Weg dorthin ist kurz und nicht besonders schön: viele Straßen, karge Landschaften, Dörfer die aus Kasten-Häusern bestehen, aber immerhin geht es bergab und wir haben Rückenwind. Daher sind wir viel zu früh für den Check-in und vertreiben uns die Zeit bis zur Schlüsselübergabe im Eiscafé. Für al...