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Wie war der Plan? - Etappe 162

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Der Gegenwind ist unverändert stark. Alle Höhenmeter machen wir in den ersten 10 km, dann geht es nur noch bergab, durch die Dünen von Corralejo . Durch die Dünen führt eine perfekt asphaltierte Straße, es ist ein wahrer Genuß. Viel Zeit zum Genießen haben wir aber nicht, da wir um 14 Uhr die Fähre nach Lanzarote erwischen wollen. Kurz vorm Hafen stoppen wir an einem Supermarkt. Ich hetze durch die Regale und schnappe mir Zeug für Mittag- und Abendessen. Als ich nach der Kasse wieder zu Lukas und Arthur eile, suhlen sich die beiden in Lethargie. Arthur tun die Beine weh und er will einen Pausetag einlegen; Lukas tut so, als ob ihm erst jetzt aufgefallen wäre, dass Lanzarote Warnstufe 4  ausgerufen hat und macht sich Sorgen, dass wir nicht ein- oder ausreisen dürfen. Ich falle aus allen Wolken, für mich war die Situation schon bei Abreise auf Gran Canaria geklärt. Wir setzen uns auf eine Parkbank und lassen die Fähre ziehen - I am not amused, wofür macht man denn Pläne, wenn sich ...

Die "Insel der starken Winde" - Etappe 161

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Holla, die Waldfee - was ein Wind hier. Lukas merkt davon mal wieder nichts und flitzt davon. Arthur und ich geben uns gegenseitig Windschatten, einmal fährt er vorne, ein anderes Mal ich. Lukas ist gefrustet, weil wir so langsam sind und Arthur und ich sind gefrustet, weil wir trotz aller Anstrengungen kaum vom Fleck kommen. Selbst bergab fühlt sich an, als ob man bergauf fahren würde. Die Landschaft ist eine Mischung aus Wüste und Mars. Bei einer Pause entdecken wir sogar ein Atlashörnchen . Die Tierchen sind zwar Schädlinge, aber echt süß. Oben, auf dem Pass Tagu , stehen zwei Bronzefiguren, die die Könige von Süd- und Nord-Fuerteventura darstellen. Die beiden haben sich im 15. Jahrhundert den Spaniern ergeben und sind zum Christentum konvertiert um ein Blutbad zu verhindern. Genutzt hat das leider nichts - die Bevölkerung starb an eingeschleppten Krankheiten.

8 Monate - Etappe 160

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Es ist so weit, wir lassen das Hostelleben hinter uns und radeln weiter. Um 9.30 Uhr legt unsere Fähre von Las Palmas ab und zwei Stunden später kommen wir in Morro Jable, Fuerteventura an. Wir kommen vorbei an menschenleeren Stränden und geschlossenen Hotelkomplexen. Das Wasser schimmert in allen Türkistönen. Es ist eine wahre Freude, wieder mit meinem Fahrrad zu fahren, die Lenkung ist so leichtgängig - ich hätte das Lager schon viel früher tauschen sollen. Meinem Handgelenk geht es jedoch gar nicht gut, schon seit Wochen habe ich Schmerzen. Die Griffe sind schon umgestellt, aber so schnell hilft es leider nicht. Jede Erschütterung tut weh und deshalb kaufe ich mir in der Apotheke eine Bandage, vielleicht hilft es ja. Straßentechnisch sind wir unfreiwillig Offroad unterwegs - es gibt nur die Autobahn als Alternative. Unsere Reifen sinken im Sand ein und die Räder drehen durch, schieben geht auch nicht; wir packen wieder ab, tragen die Taschen und Fahrräder bis wieder steiniger Unte...

Urlaub vom Reisen

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Haha, von wegen "letzte Nacht in Las Palmas ". Ben (der belgische Radler) hatte uns schon prophezeit, dass wir das Hostel nicht mehr so schnell verlassen werden, sobald wir eingecheckt sind und was soll ich sagen... er hatte Recht. Nicht nur die Dachterrasse, die Bar, die Abende mit Gitarrenmusik, die vielen Radfahrer, die hier untergekommen sind, die familiäre Atmosphäre und der Strand um die Ecke, bewegen uns zum Bleiben, auch die neuen Restriktionen sind schuld: das Reisen zwischen den kanarischen Inseln ist für mindestens zwei Wochen für touristische Zwecke verboten. Nicht schlimm - es gibt definitiv schlechtere Orte, an denen man feststecken kann, als am südlichsten Punkt Europas - bei Sonnenschein und 20° C, während der Rest Europas friert und im Lockdown sitzt. Auch Arthur zieht eine Nacht später im Hostel ein. Diese Unterkunft wird zu unserem persönlichen  Hotel California  - immer wieder verlängern wir unseren Aufenthalt. Wir bringen mein Fahrrad zur Reparatur, da me...

Crack-Höhle - Etappe 159

Heute geht es zurück nach Las Palmas , wo wir uns ein paar Tage Ruhe gönnen. Der Weg führt die ganze Zeit an der Schnellstraße entlang; das ist nicht besonders schön, aber die Alternative wäre ein riesiger Umweg mit nochmals ordentlich Höhenmetern. Arthur bucht sich ein Hotelzimmer mit eigenem Bad, während Lukas und ich in das billigste Hostel auf ganz Gran Canaria einchecken. Wir werden herzlich empfangen, stehen aber in keiner Backpacker-Unterkunft wie erwartet. Die meisten (naja, alle) Bewohner leben hier dauerhaft. Für über 15 Personen gibt es zwei Duschen und es riecht überall nach Pisse. Die Leute sehen kaputt und abgerissen aus. Sie mustern einen ganz genau und murren einen an, falls sie überhaupt grüßen. Als ich nach dem Abendessen den Sandwich-Maker saubermache (ich gehe davon aus, dass es das erste Mal war, dass das Gerät einen Lappen gesehen hat), werde ich prompt von einem mageren, alten Mann mit Krücken, der ständig die Zunge heraushängen lässt, auf Spanisch angemotzt - ic...

Erschöpft - Etappe 158

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Arthur und ich sind von den letzten Tagen und den vielen Höhenmetern erschöpft. Lukas hingegen ist ein harter Knochen oder lässt sich nichts anmerken. Der Weg führt wieder bergauf und wir kommen an wunderschönen Aussichtspunkten vorbei, von denen man auf Teneriffa und den Teide sieht. Auf der Straße sind gar keine Autos, das ist sehr angenehm. Nach ein paar Kilometern, stellen wir auch fest warum: Vollsperrung - aber wir drücken uns an der Schranke vorbei. Die Straße sieht aus, als wäre sie schon länger ungenutzt: der Asphalt ist aufgeplatzt und aus den Rissen wachsen schon Büsche. An den Steilhängen sind Fallnetze angebracht, falls es einen Steinrutscht gibt - fühlt sich sicher an. Auf der Straße treffen wir zwei Passanten, die ich wegen ihrer Helme für Bauarbeiter halte. Ohne mit der Wimper zu zucken, bestätigen sie uns, dass die Straße passierbar ist. Nach der nächsten Kurve bietet sich uns ein, sagen wir, abenteuerlicher Anblick: das Fallnetz, das ich also "so sicher"...

Steinschlag - Etappe 157

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Als wir morgens aufwachen, haben wir Besuch von einem Rudel wilder Pfauen. Die hübschen Vögel stolzieren an uns vorbei und mustern uns ganz genau. Offensichtlich haben wir auf ihrem Futterplatz gecampt. Nachdem sie ein bisschen gepickt haben, gleiten sie vom Berg in die Schlucht - wusstet ihr dass Pfauen fliegen können? Ich zumindest war fasziniert! Unser Weg führt immer höher hinauf, zum Roque Nublo , dem höchsten Berg und Wahrzeichen  Gran Canarias . Auf dem Weg passieren wir immer wieder Absperrungen (die sind hier in Spanien nur Makulatur, alle anderen machen das auch so) und müssen Räder und Gepäck über schwere Steinschläge bugsieren. Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Obwohl uns alle vor dem unberechenbaren Wetter in den Bergen gewarnt haben, herrscht hier eitel Sonnenschein. Nur die Windböen sind ziemlich stark. Auf dem Weg nach unten treffen wir einen Bikepacker, der schon seit sechs Jahren unterwegs ist. Vor allem seine aerodynamische Packweise inspiriert mich: Er hat einen...