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Up - Etappe 147

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Holla, die Waldfee - ist das wieder steil! Stück für Stück kriechen wir die Serpentinen hoch - mal fahrend, mal schiebend. Es ist anstrengend, aber nicht sehr nervenzehrend, weil die Aussicht über alles hinwegtröstet. Hinter jedem Bergkamm vermute ich die erlösende Abfahrt und rede mit gut zu "nur noch der Hügel, dann ist es geschafft" . Hinter dem Hügel ragen nur noch weitere Berge auf. Mein Blick schweift auf der Suche nach einer leicht zu durchfahrenden Schneise - Fehlanzeige. Die Autos, die uns auf der schmalen Bergstraße passieren, winken, hupen, feuern uns an. Als wir es endlich auf den Gipfel geschafft haben, steht dort ein Engländer, der kalte Getränke verkauft - Jack-Port! Wir genießen unsere Cola mit Blick auf La Gomera . Vor uns liegen mehr als 15 km Abfahrt. Wir rauschen durch die Berghänge, dem Meer entgegen. Unten angekommen haben wir einen tollen Blick auf den Ort Los Gigantes , der für seine hohe Steilküste bekannt ist. Der zweite Teil der Strecke führt auf S...

Wer bremst verliert - Etappe 146

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Vielleicht war es ganz gut, dass wir heute im Hotel waren; die ganze Nacht schüttet es aus Eimern. Der erste Blick am Morgen aus dem Hotelzimmer verheißt jedoch Sonnenschein. Als wir losfahren, fällt auf, dass meine Hinterradbremse kaputt ist - die Hydraulik-Leitung ist undicht. Lukas behauptet, dass liege daran, dass ich so unsorgsam mit meinem Rad umgehen würde. (Gestern ist mir mein Fahrrad umgefallen, als ich es über einen besonders hohen Bordstein hieven wollte.) Ich finde die Anschuldigung dreist und sage ihm, dass ich mit meinem Rad umgehen kann wie ich will. Lukas findet das ganz und gar nicht, da er alles reparieren müsse. Ich schlage vor zum Fahrradmechaniker zu gehen und tada , wir haben einen reinrassigen Streit. Im Fahrradladen sagt der Mechaniker, dass ich mit meinem Bremsen-Modell Pech habe. Er telefoniert kurz und erklärt, dass es das Modell auf der Insel nicht gäbe. Naja, dann halt so weiter, schließlich hab ich noch eine Vorderradbremse. Lukas hält das für ein nur sch...

Rauf rauf rauf - Etappe 145

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Ich freue mich total auf unsere erste Fahrradtour auf den Kanaren. Wir beladen unsere Räder, satteln auf, fahren um die Kurve und stellen uns direkt im ersten Hauseingang unter - der Regen platscht, aber nicht lange - dann fahren wir weiter. Santa Cruz besteht aus einem Gewirr an Einbahnstraßen; es geht steil bergauf und es herrscht reger Verkehr. Der Schweiß läuft und vermischt sich mit dem Regen. Immer mal wieder blitzt blauer Himmel durch. Zum allerersten Mal ist ein Teil der Strecke auf Komoot rot markiert, das heißt: besonders steil . So fühlt es sich auch an, während ich mein Fahrrad den Berg hoch drücke. Dafür haben wir eine tolle Abfahrt und großartigen Straßenbelag! Eigentlich wollten wir heute wildcampen, aber uns sagt kein Platz zu. Es ist entweder zu gut einsehbar, zu steil oder abgesperrt. Daher verbringen wir die Nacht in Puerto de la Cruz. Hier gibt es Naturpools, also natürliche Becken im Meer. Wegen des starken Wellengangs ist der Bereich leider gesperrt - schade, ich...

Santa Cruz

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Müde, von der kurzen Nacht, schlendern wir durch Santa Cruz . Das Wetter ist traumhaft und wir schwitzen - herrlich! Bei einem Fahrradladen stocken wir unser Verschleißmaterial auf, gehen vergeblich auf die Jagd nach Campinggas und kaufen Proviant für morgen. In einer Hamburgueseria essen wir zu Mittag. Seit Ewigkeiten waren wir nicht mehr essen und wir genießen es in vollen Zügen. Die Botanik ist atemberaubend: die ganze Flora ist riesig und die in Deutschland typischen Zimmerpflanzen wuchern hier in Gärten und Parks. Am Auditorium, mit seiner ungewöhnlichen Architektur, setzen wir uns auf die Kaimauer und sehen der Sonne zu, wie sie hinter dem nebelumhangenen Teide verschwindet. Durch die weihnachtlich beleuchtete Altstadt geht es zurück zum Hotel.

2000 km in 37 Stunden - Etappe 144

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Auf dem Weg zur Fähre kommen wir an der Kolumbus-Statue vorbei. Von hier aus ist Kolumbus in See gestochen und hat, statt den Westweg nach Indien, ausversehen Amerika entdeckt. Hoffentlich berechne ich auch mal solchen Unfug und man baut mir ein Denkmal. So, genug über Kolumbus gelästert, zurück zu unserer Reise! Auf dem Weg zum Hafen treffen wir Robin, einen anderen Radreisenden aus Deutschland, der nach Lanzarote fährt. Am Hafen will niemand einen Covid-Test oder einen Ausweis oder gar das Ticket sehen. Alle, auch der Zoll, winken uns nur durch. Wir verbringen die kommenden Stunden gemeinsam mit Robin in der leeren Schiffs-Lounge, jeder schnappt sich ein Sofa und wir erzählen unsere Abenteuer, philosophieren über's Radreisen und vertreiben uns die Zeit mit Brettspielen auf Lukas' Tablett. Es sind sehr wenige Passagiere an Bord und wenn, dann vor allem Engländer, die vor dem Brexit fliehen, eine Immobilie suchen und eine spanische Staatsangehörigkeit beantragen wollen; das geh...

Huelva

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Die zwei Tage in Huelva sind vollgestopft mit Organisatorischem und Wartung. Am Mittwoch Morgen haben wir den Termin für den PCR-Test, den wir bei Einreise auf die Kanaren brauchen. Aurore hat den Termin für uns telefonisch organisiert, da ich dort weder mit Englisch noch mit Französisch noch mit Google-Spanisch weitergekommen bin. Am Termin selbst ist die Kommunikation bedeutend einfacher: Ein paar Brocken Spanisch verstehe ich mittlerweile und mit Händen und Füßen wird fast eine Unterhaltung daraus. Zum zweiten Mal auf unserer Reise machen wir einen Covid-Test und zum zweiten Mal bin ich beeindruckt, wie lang mein Nasengang ist. Mein Tipp: tief Luft holen und während das Stäbchen in die Nase gesteckt wird, langsam ausatmen. Die Auswertung des Tests dauert bis zu 48 Stunden, somit ist der Test zwar nicht älter als 72 Stunden, wenn wir auf die Fähre gehen, aber bedeutend älter, wenn wir auf den Kanaren ankommen - wir werden sehen, was passiert. Von dem Azoren-Drama haben wir ein Trauma...

Back in (S)pain - Etappe 143

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Schon als wir aufwachen, sind wir beide recht nervös vor der bevorstehenden Autobahnfahrt. Immerhin wird der Straßenbelag eine wahre Freude. Nachdem wir vermuten, dass alle Pendler bei der Arbeit angekommen sind, schwingen wir uns auf unsere noch völlig zugeschlammten Drahtesel. Wir fahren uns gemütlich ein, um dann auf der Autobahnbrücke einen ordentlichen Sprint hinlegen zu können. Auch der Wind ist uns heute freundlich gesonnen. Von der Autobahnauffahrt bis zur -ausfahrt strampeln wir so schnell wie können. Auf der Autobahnbrücke ist eine Baustelle, daher sind die Fahrbahnen einspurig - verflixt. Trotzdem haben wir unglaubliches Glück: es fahren nur Autos auf der Gegenfahrbahn, keines auf unserer Seite und die Polizei rauscht auch erst an uns vorbei, als wir schon wieder auf der Schnellstraße sind. Das ging viel besser als erwartet, nochmal möchte ich trotzdem nicht auf die Autobahn. Jetzt sind wir zurück in Spanien. Von der Algarve nach Andalusien. Auch hier sind die Fahrradwege me...