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Abschied von Arthur - Etappe 173

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Die Nacht ist windig, aber ich schlafe immer hervorragend bei Weltuntergangsstimmung. Wir brechen früh auf um den Rückenwind zu nutzen, aber der Wind pfeift leider nicht nur von hinten, sondern aus allen Ecken. Wir müssen langsam fahren, damit wir nicht von der Straße abkommen. Der Naturpark bietet mit seinen rauen Felsen, den kleinen Lagunen und sanften Hügeln die perfekte Kulisse zum Radeln. Manche Berge sehen von unten ziemlich hoch und zäh zu fahren aus, erweisen sich jedoch als weniger kräftezehrend als erwartet. Die Landschaft ist traumhaft schön und nach jeder Kurve bietet sich ein neuer, wunderbarer Blick in Schluchten, Strände und auf Berge. Zurück in der Zivilisation fahren wir weiter durch Geisterstädte. Alle Geschäfte und Restaurants sind mit Gittern verrammelt. Am Abend trennen sich Arthurs und unser Weg. Arthur fährt direkt nach  Murcia um dort ein Paket abzuholen. Wir folgen weiter der Küstenlinie.

Vom Winde verweht - Etappe 172

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Beim Frühstück erzählt mir Lukas, dass es heute Nacht so stark gestürmt habe, dass es die Heringe aus dem Boden gerissen hätte und schon die Zeltwand auf mir drauf gelegen sei. Ich habe davon nichts mitbekommen und bin total erholt aufgewacht. Weiter geht die Fahrt durch endlose Plantagen. Als wir nach Roquetas de Mar abbiegen, hab ich mich schon ganz in Trance geradelt. Dann geht es die Küste entlang. Links ragen die sandfarben Felsen über uns auf und rechts glitzert das Meer. In (Rücken-)Windeseile kommen wir in Almeria an. Wir erhaschen einen Blick auf die Kathedrale und kämpfen uns hoch zum Hügel San Christobal mit tollem Blick auf die Stadt. Der Wind wird immer stärker. Beim Mittagessen fliegt uns der Salat aus der Schüssel und der Sand dafür hinein. Herrlich, dieses Knirschen zwischen den Zähnen - nicht. Der Naturpark Cabo de Gata ist ziemlich kurvig. Durch die Berge ist es streckenweise windgeschützt, aber hinter jeder Kurve könnte sich eine Ebene verstecken, über die eine B...

12.000 km - Etappe 171

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Es regnet, ziemlich stark. Daher bleiben wir bis mittags im Zelt liegen. Ich spiele so lange mit dem Handy bis das Datenvolumen aufgebraucht ist - ärgerlich. Der starke Wind föhnt unser Zelt in Nullkommanichts trocken. Sobald wir aufbrechen, kommt auch die Sonne raus und wir haben noch immer Rückenwind. In den kleinen Buchten schwappen die itsy bitsy tini wini Wellen hin und her - kein Vergleich zum Atlantik. Der Wind ist kalt und wenn man sich nicht bewegt, kühlt man sofort aus; darum ziehen wir heute bestimmt zehn Mal die Jacken an und wieder aus. Gegen Abend erreichen wir den Garten Europas . Es reihen sich Gewächshäuser und Plantagen aneinander. Fast alle Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Tomaten, Paprika und Gurken, die In Deutschland verkauft werden, stammen von hier. Auf einer kleinen Rasenfläche zwischen den Plantagen bauen wir unsere Zelte auf.

Warp-Geschwindigkeit - Etappe 170

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Wir haben gründlich die Schnauze voll von Schlammschlachten, Sanddünen, Schotterpisten, Schlaglöchern und allen anderen Bodenbelägen, auf denen man sein Rad mehr schiebt als fährt. Daher lassen wir den Eurovelo links liegen und folgen der asphaltierten  Autovia ; sie ist kaum befahren, vielleicht weil heute Sonntag ist? Vielleicht weil wir irgendwelche Covid-Restriktionen nicht mitbekommen haben und nun gegen alle möglichen Gesetze verstoßen? Es ist wirklich schwer, den Überblick zu behalten, wenn jede Gemeinde ihre eigenen Regeln aufstellt. Mit 32 km/h Rückenwind fliegen wir förmlich die Mittelmeerküste entlang. Heute ist das erste Mal, dass Lukas ganz schön strampeln muss um mit Arthur und mir mitzuhalten. Auf der Straße überholen wir Jeremy , einen Radler aus Berlin, der auf der Suche nach einem Wasserfall ist. Wir plaudern kurz und vernetzen uns. Man sieht sich erfahrungsgemäß immer mehrmals auf der Straße; die Bikepacker-Familie ist nicht sehr groß. Die Küstenstraße ist flac...

Ein Wiedersehen in Malaga

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Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt mit Arthur und Jelmer, schlendern wir durch die bekannten Gassen. Als wir im Sommer 2019 hier waren, waren alle Bars gut gefüllt, jetzt herrscht gähnende Leere. Dafür blühen mehr Blumen und es ist insgesamt grüner und nicht so karg wie im Sommer. Durch die über 250 Jahre andauernde Bauzeit, besteht Malagas Kathedrale aus einer Mischung vieler verschiedener Stilrichtungen. Sie ist imposant und ein absolutes Highlight. Vor zwei Jahren waren wir auch auf dem Kirchturm und haben die Aussicht genossen - heute ist sie geschlossen; genauso wie das Alcazaba , die maurische Festungsanlage. Wir treffen uns auf dem 130 m hohen Hügel Gibralfaro , der über der Stadt trohnt. Hier ist schon mehr los: die Leute treffen sich hier auf ein Bier, zum Fotos machen und zum Plaudern. Die Aussicht ist traumhaft und wir sehen der Sonne beim Sinken zu. Es ist schön, Jelmer nach fast drei Monaten wiederzusehen und seine Geschichten zu hören. Als es langsam kühler wird, machen wi...

Déjà-vu - Etappe 169

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Die Nacht auf dem Campingplatz war erholsam. Dann kann unser Weg an der Autovia del Mediterranea , zwischen Leitplanke und Büschen, ja weitergehen. Ab Fuengirola können wir jedoch auf der Strandpromenade fahren. Hier reihen sich über Kilometer Restaurants, Bars und Hotels aneinander - alle aus Mangel an Touristen geschlossen. Vermutlich gibt es hier gerade mehr Irish Pubs als Einwohner. Auf der Suche nach einem Baumarkt, verlassen wir die gut fahrbare Strandpromenade und schlagen uns zu einem Vorort Malagas durch. Überall sind Baustellen, Absperrungen und Einbahnstraßen. An einem Bauzaun schlitze ich mir meinen Schuh auf - noch ein Punkt auf der Einkaufsliste: Schuhkleber. Da Lukas und ich nach unserer Hochzeit ein paar Tage in Malaga  verbracht haben, kommt uns hier vieles bekannt vor. Es ist immer wieder ein euphorisches Gefühl, wenn man auf bekannte Orte trifft. Dann wird einem die Distanz, die man bereits zurückgelegt hat, noch einmal mehr bewusst. Die letzten Tage ware...

Costa del Sol - Etappe 168

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Wir fahren die Costa del Sol entlang, die Sonnenküste Spaniens. Da die kilometerlangen Strandpromenaden fast menschenleer sind, stört es auch niemanden, wenn wir dort radeln. Ich freue mich auf Marbella , aber die Schönen und Reichen sind ausgeflogen. Die noblen Bars, die edlen Boutiquen, die luxuriösen Hotels,... alles geschlossen. Vereinzelt hat ein Restaurant geöffnet, in dem selten mehr als ein Tisch belegt ist. Am Jachthafen machen wir unsere Mittagspause. Hier ist noch weniger los. Das spannendste sind die recht großen Fische, die am Steg schwimmen. Hinter  Marbella endet auch die Strandpromenade. Der einzige Weg, der weiter an der Küste entlang führt, ist eine Schnellstraße - eine sehr stark befahrene. Schon an der Auffahrt wird uns mulmig: Die LKWs rasen haarscharf an uns vorbei. Die Straße ist der reinste Selbstmord, aber es gibt keine andere. Wir quetschen uns daher auf den schmalen Pfad hinter der Fahrbahnbegrenzung. Links schlittern wir die Leitplanke entlang und von...

Wir sind am Mittelmeer! - Etappe 167

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Die Nacht im Naturpark Los Alcornocales war kalt und nass und abschüssig, immer wieder rutsche ich von der Matratze gegen die nasse Zeltwand. Ich gebe zu, ich bin ein bisschen quängelich, weil ich schon seit Tagen nicht mehr gut schlafe und außerdem Hunger habe. Ich träume von Käsefondue. Ach, was würde ich jetzt für Käsefondue geben, oder Burger oder Käsespätzle oder... wir essen Müsli. Die letzten Kilometer durch den Naturpark fahren sich fast wie von selbst, dann kommen wir zurück in die Zivilisation. Hurra! Konsum! Zusammen gehen wir so viele Lebensmittel kaufen, wie wir unmöglich heute essen können - aber der Magen will, was er will. Nach dem Mittagessen auf einer Parkbank hält eine Polizeistreife an und erklärt uns, dass die ganze Stadt im Lockdown ist und wir nur durchfahren dürfen. Gut, dass wir sowieso schon am Zusammenpacken waren. Auf den Strommasten und in den Bäumen sitzen überall Störche. Sie klappern mit den Schnäbeln und ziehen ihre Kreise über die Nester. So viele Stö...