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Barcelona

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Als ich anfing, unsere Schaltungen zu reinigen, wusste ich nicht, was für eine Mammutaufgabe ich mir da aufgehalst habe. Über drei Stunden lang puhle ich Dreck aus Kassetten und Ketten und trotzdem rieselt Sand heraus, als ich die Räder wieder umdrehe. Lukas zieht alle Schrauben nach - es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Es gibt viel für uns zu tun in Barcelona, nicht nur Sightseeing! Es gestaltet sich schwierig, an neue Ausrüstung zu kommen, wenn die Stadt im Teil-Lockdown ist. Alle großen Geschäfte müssen geschlossen bleiben, nur Restaurants mit Außenbereich sind geöffnet, die meisten Museen sind zu und für viele, die eigentlich öffnen dürfen, lohnt es sich nicht, weil hier in Barcelona kaum Touristen sind. Auch die Demonstrationen halten an: an den Balkonen hängen Plakate für Meinungsfreiheit, aber es gibt auch wütende Krawalle, Plünderungen, Festnahmen. Die Proteste verpassen wir. Als wir nachts zu unserem Hotel in der Innenstadt zurücklaufen, sehen wir nur noch die Überreste von br...

13.000 km - Etappe 184

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Wir haben keine Zeit für Fotos, lange Pausen oder für sonstige Zeitfresser, die uns davon abhalten nach Barcelona zu kommen - das sind noch knapp 100 km. Arthur und ich drängen darauf, dass wir heute dort ankommen! Lukas wundert sich über unseren plötzlichen Ehrgeiz. Aber heute ist der sechste Tag ohne Dusche und die Kopfhaut juckt, die Klamotten müffeln, wir müffeln, die Muskeln sind angestrengt und mein Handgelenk wird schon wieder schlimmer. Daher das erklärte Ziel heute: Strecke machen, damit wir uns die nächsten Tage in Barcelona ausruhen können. Die Aussicht auf eine Dusche beflügelt uns. Bis zur Mittagspause haben wir schon die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Es ist sonnig und die Landschaft rauscht vorbei, bis wir plötzlich in Barcelona stehen. Der Stadtverkehr ist stressig und an wirklich jeder Ecke stehen Ampeln. Das Abbremsen und Anfahren strengt an. Die Abgase der Autos blasen uns direkt ins Gesicht und legen sich auf die Zähne. Es ist angenehmer mit Maske zu fahren al...

Routenführung - Etappe 183

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Es gibt richtig nervige Dinge beim Fahrradfahren: Regen, Gegenwind, Hunde und den Eurovelo. Auch nach knapp neun Monaten Fahrradfahren, fallen wir immer wieder auf ihn herein. Oh, eine geplante Fahrradroute , denkt mancher in grenzenloser Naivität, wenn ein Schild auftaucht - weit gefehlt! Hier hat sich niemand Gedanken gemacht und scheinbar ist nach der Planungsphase kein Geld mehr für die Umsetzung geblieben; warum sonst sollte man willkürlich Schilder aufstellen, die unwissende Radler auf Wanderwegen  in die Irre führen? Immer wieder müssen wir die Räder über Felsen wuchten. Lukas und Arthur sind dabei ganz Gentlemen und tragen mein Fahrrad, während ich mit dem leichteren Gepäck nachkomme. Wäre die Landschaft nicht so traumhaft schön, könnte man sich fast über den Weg ärgern. Nach unserer kleinen Eurovelo-Exkursion, navigiert uns Lukas zurück auf die N 340 , die uns schon durch Andalusien geführt hat. Auf dem perfekten Asphalt fliegen wir dahin. In Tarragona machen wir einen ku...

Fahrradreise - Etappe 182

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Eigentlich war starker Regen bis mittags angekündigt und wir haben uns schon mental darauf vorbereitet, solange im Zelt auszuharren. Doch die Sonne hält sich nicht auf den Wetterbericht und scheint. Dann wieder ab auf die Räder! Der Naturpark ist wahnsinnig schön. Überall blüht wilder Rosmarin und man hört das Meer rauschen. Unser Sightseeing-Highlight heute ist Peñiscola . Die Stadt war unter anderem Drehort für die 6. Staffel von Game of Thrones (Meereen). Mittlerweile ist die Stadt eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Spaniens. Kein Wunder - die Burg mitten im Meer, umringt von weißen Häusern, sieht magisch aus. Auch historisch hat Peñiscola einiges zu bieten: die erste Besiedlung reicht mehr als 3000 Jahre zurück. Erst kamen Griechen, Römer, dann Templer und schließlich wurde die Burg zur Residenz von Gegenpäpsten. Da der Wind an meinen Kräften zehrt, verbringe ich den Nachmittag in Arthurs Windschatten. Eigentlich bin ich schon seit Kilometer 55 kaputt, aber immer haben Lukas...

Gegenwind - Etappe 180

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Die Nacht war nicht so kalt wie erwartet. Diesmal wache ich nicht durch mein Zittern auf, sondern durch Hundegebell um 3 Uhr nachts. Auch Lukas und Arthur werden dadurch geweckt. Wenn ich mich vor der Reise für einen Hundefreund gehalten habe, verstehe ich die Hunde-Fahrradfahrer-Feindschaft mittlerweile sehr gut. Wir haben mal wieder Gegenwind. Mit über 50 km/h fegt er über uns hinweg und wir strampeln dagegen an. Noch immer fahren wir durch Orangenhaine und Felder; immerhin ein bisschen Windschutz. Lukas navigiert, Arthur und ich folgen. Wir kauern uns auf den Rädern zusammen, um so wenig Oberfläche wie möglich zu bieten - der Nacken fängt an zu schmerzen. Der Weg durch eine alte Bahntrasse ist besonders schön. Je näher wir an die Küste kommen, desto stärker bläst der Wind. Nach 60 km haben wir keine Lust mehr dagegen anzukämpfen und schauen uns nach einem Nachtlager in einem Naturpark um. Vor dem Abendessen mache ich mit Arthur ein paar Dehnübungen; Lukas hat das nicht nötig - dank ...

Grenzerfahrung - Etappe 180

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Wir holen Arthur von seinem Hostel ab und fahren noch einmal durch die Altstadt mit ihren wunderschönen Häusern. Es duftet nach frischen Churros und Donuts. Seit Freitag ist es nicht mehr erlaubt, aus Städten über 50.000 Einwohnern aus- bzw. einzureisen. Auf jeder Straße, die aus Valencia herausführt, sind Blockaden aufgebaut, die von Polizisten bewacht werden. Bei der ersten Barrikade, werden wir von der Polizei zurückgeschickt. Die zweite Barrikade ist zwar unbewacht, aber so massiv, dass wir unmöglich daran vorbeikommen. Die dritte Barrikade ist ein Absperrgitter mit Flatterband, das nur von einem Polizisten aus großer Entfernung überblickt wird. Als dieser um die Straßenecke verschwindet, fahren wir schnell durch die Lücke zwischen Gitter und Mauer - geschafft! Weiter geht die Fahrt entlang der Küste und durch unzählige Orangenbäume im Landesinneren. Städte meiden wir heute großräumig. Zwar gibt es einige Möglichkeiten an den Barrikaden vorbeizukommen, aber ob man auf der anderen ...

Valencia

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Den ersten Tag in Valencia verbringen wir fast nur im Hostel und ruhen uns aus. Dafür haben wir durch unsere Hostel-Mitbewohner viel Unterhaltung. Abends wird es in Valencia und allen anderen spanischen Großstädten sowieso ungemütlich: die Inhaftierung eines Musikers, der sich abfällig über die Monarchie geäußert hat, ziehen wütende Proteste nach sich. Müllcontainer werden angezündet, die Polizei geht mit Schlagstöcken auf die Demonstranten los und über uns (wir wohnen mitten in der Innenstadt) kreisen zwei Helikopter. Am nächsten Tag ist in Valencia wieder Ruhe eingekehrt und alles wirkt so friedlich, als wäre nichts gewesen. Arthur holt uns ab und wir schlendern zum botanischen Garten , in dem gigantische Sammlungen von Palmen, Kakteen und Bambussen beheimatet sind. Auch die zahmen Katzen, die dort wohnen und gefüttert werden, sind ein Besuchermagnet. Weiter geht unsere Tour durch die historischen Gassen der Altstadt, wo sich Paläste an Herrschaftshäuser an Kirchen reihen. In der Kat...