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Immer weiter radeln - Etappe 187

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Ich schlafe schlecht, es ist kalt. Ich vermisse ein Bett und vier Wände und ein Dach wäre auch klasse. Alle paar Minuten schaue ich auf die Uhr, bis ich am frühen Morgen doch noch einmal einschlafe. Lukas ist mit seinem Schlafsack klar im Vorteil. Die Morgensonne scheint schon wohlig warm und trocknet unser Zelt. Über uns kreist ein Eurofighter und vollführt Kunststücke: Loopings, Schrauben, Über-Kopf-und Sturz-Flüge -ein tolles Spektakel zum Frühstück. Heute bekommen wir wieder ganz viele Daumen hoch, von Autofahrern, Fahrradfahrern und Fußgängern. Das motiviert. Die Grenzüberschreitung von Latium nach Kampanien gelingt ohne Komplikationen. Es gibt keine Kontrolle und die vorbeifahrenden Carabinieri interessieren sich nicht für uns. Ansonsten sieht es nicht nach Lockdown aus. Offiziell sollten die Geschäfte geschlossen sein, sie sind aber geöffnet. Masken trägt man maximal unter's Kinn geklemmt - meist aber gar nicht. Desinfektionsmittel gibt es nicht. Es fühlt sich an, als ob...

Streckenrekord - Etappe 186

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Die Region rund um Neapel gehört nun auch zum "roten Gebiet" und geht daher in den Lockdown - das war unsere einzige Möglichkeit weiterzufahren. Das Reisen über Provinzen hinweg ist ohnehin verboten, aber jetzt auch der Transit und die Durchreise. Lukas ist besorgt, aber wir haben ausgemacht, dass wir solange radeln, bis man uns stoppt - okay, wir sind bisher auch weitergefahren, selbst wenn wir gestoppt wurden. Wo ein Wille ist, ist wortwörtlich auch ein Weg! Auf der Via Appia Antika , einer alten Römerstraße, fahren wir aus Rom heraus. Bis zu dem Punkt, an dem die kleinen, flachen  Papstpflaster  in die groben,  völkischen Pflastersteine übergehen, macht es Spaß. Dann gibt es mehr Schlaglöcher als Bodenbelag. Also auf die Staatsstraße, aber da ist so viel Verkehr. Zurück zur Via Appia , aber die ist durch den Regen überflutet. Okay, dann halt durch die Dörfer. Plötzlich fängt es an zu regnen und wir retten uns gerade noch unter ein Vordach, bevor es richtig schüttet. In...

Ciao Roma

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Stadt der Brunnen, Stadt der sieben Hügel, die ewige Stadt... Rom hat viele Namen und noch mehr Geschichten zu bieten. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen. Vor 15 Jahren war ich zum ersten Mal in Rom. Da war es laut, bunt, die Straßen waren standartmäßig verstopft, alle Sehenswürdigkeiten waren überfüllt, in den Schlangen vorm Eingang musste man stundenlang warten und die Straßenhändler und Touristenführer waren überall um einem irgendetwas aufzuschwatzen. Und jetzt? Nichts davon! Rom ist wie leer gefegt. Rom so entspannt zu erleben ist etwas ganz Besonderes. An jeder Straßenecke gibt es etwas zu entdecken: antike Bauten, Denkmäler, Paläste aus allen Epochen der Zeitgeschichte und eine Menge an Historie. Keine Info-Tafel ist vor mir sicher - ich lese alles und lade einen Audioguide herunter. Nach den paar Tagen hier, bin ich mir sicher, dass ich den Rest meines Lebens brauchen würde um alles zu erfassen. Viele Plätze in der Altstadt werden vom Militär bewacht. Die Poli...

Alle Wege führen nach Rom - Etappe 185

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Die Fährfahrt von Barcelona nach Civitavecchia dauert 20 Stunden. Wir haben das billigste Ticket gekauft und damit keinen Schlafplatz. Auf den bisherigen Fähren gab es wenigstens einen abgedunkelten Sitzbereich. Nach zwei Stunden ziellosen Herumstreunerns geben wir die Hoffnung, einen Schlafplatz zu finden, auf und buchen uns Sitze. Extra für uns wird ein Raum aufgeschlossen, wo wir uns ausbreiten - Jackpot! Tagsüber pilgern Lukas und ich immer wieder an Deck um die Meerenge zwischen Korsika und Sardinien nicht zu verpassen - sieht ganz schön hügelig aus. Nach dem Anlegen müssen wir (im Gegensatz zu Nicht-EU-Bürgern) nur kurz unsere Ausweise zeigen und werden durchgewunken - keine Kontrolle des Covid-Tests, der Unterkunft oder sonstiger Regelungen. Die Nacht verbringen wir in einer Pension in Civitavecchia und morgens geht es los nach Rom! Die 80 km vergehen wie im Flug, so ausgeruht wie wir sind. Wir fahren die Via Aurelia , eine alte Römerstraße, die links und rechts mit Müll (Elektr...

Barcelona

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Als ich anfing, unsere Schaltungen zu reinigen, wusste ich nicht, was für eine Mammutaufgabe ich mir da aufgehalst habe. Über drei Stunden lang puhle ich Dreck aus Kassetten und Ketten und trotzdem rieselt Sand heraus, als ich die Räder wieder umdrehe. Lukas zieht alle Schrauben nach - es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Es gibt viel für uns zu tun in Barcelona, nicht nur Sightseeing! Es gestaltet sich schwierig, an neue Ausrüstung zu kommen, wenn die Stadt im Teil-Lockdown ist. Alle großen Geschäfte müssen geschlossen bleiben, nur Restaurants mit Außenbereich sind geöffnet, die meisten Museen sind zu und für viele, die eigentlich öffnen dürfen, lohnt es sich nicht, weil hier in Barcelona kaum Touristen sind. Auch die Demonstrationen halten an: an den Balkonen hängen Plakate für Meinungsfreiheit, aber es gibt auch wütende Krawalle, Plünderungen, Festnahmen. Die Proteste verpassen wir. Als wir nachts zu unserem Hotel in der Innenstadt zurücklaufen, sehen wir nur noch die Überreste von br...