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Jadranska Magistrala - Etappe 211

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Ich trete das erste Mal heute in die Pedale und bin schon kaputt. Ich könnte jetzt aufzählen, was mir alles weh tut, aber das wird zu viel. Ungefähr der Bereich von Nacken bis Knie tut weh. Die Gründe sind mannigfaltig und letztendlich doch der gleiche: Überlastung. Bis zur Brücke zum Festland macht das Radeln so gar keinen Spaß und ich zerfließe im Selbstmitleid. Schließlich bin ich ja auch die aller aller Ärmste, wie ich die Berge hochstrampel mit unerbittlichen Gegenwind. Nach der Brücke steht ein Schild: Split 400 km . Nur noch 400 km! Das sind nur noch 6 Tage auf dem Fahrrad! Plötzlich realisiere ich, wie schnell unsere Reise zuende geht und dass wir gerade auf der Jadranska Magistrala unterwegs sind, eine der malerischsten Küstenstraße weltweit. Hier ist Selbstmitleid definitiv fehl am Platz. Nachmittags checken wir wieder in einem Hotel ein. Freudestrahlend kommt uns das Gastgeber-Paar entgegen und drückt uns jeweils ein Bier in die Hand. "Für die ersten Gäste in diesem Ja...

Stadt Krk

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Die Stadt Krk ist klein und übersichtlich. Aktuell wird viel renoviert: Straßen, Fassaden, Dächer... Zuerst streifen wir durch die schmalen Gassen der Altstadt, vorbei an der Kathedrale und dem Hafen. Dann wandern wir an der Küste entlang. Es ist sommerlich warm und wir viel zu dick eingepackt; besser so, als andersrum. Wir kommen an vielen kleinen Badebuchten vorbei und das Wasser ist glasklar. Die ersten Blumen blühen und es duftet ganz wunderbar im Wald. Die Sicht auf die Nachbarinseln ist hervorragend. Außer uns ist niemand unterwegs, erst auf dem Rückweg, kurz vor Krk , treffen wir auf andere Wanderer. Ansonsten ruhen wir unsere Muskeln von der letzten Bergetappe aus, betreiben wie immer Fahrradpflege, suchen interessante Sehenswürdigkeiten raus und planen die Route für die kommenden Tage.

Gipfel-Schleicher - Etappe 210

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Auf die Abfahrt am Morgen hatte ich mich ja schon gestern gefreut. Meine Vorstellung: von 300 HM gemütlich zum Fähranleger rollen. Die Realität: von 300 HM auf 10 HM über Schotterstraßen poltern, deren Steine mehr an Felsen erinnern um dann nochmal auf knapp 300 HM hochzufahren. Die besonders steilen Strecken läuft Lukas zurück und schiebt mich an. Jedes Mal, wenn ich über die losen Steine rumple, fühlt es sich an, als ob mein Handgelenk explodiert. Dafür ist die Landschaft traumhaft schön und entschädigt für die Strapazen. Der Blick ist halt nur vom Gipfel richtig gut. Die Felsen, Klippen, Mauern, Hecken... das erinnert mich an die Orkney Islands . Mittags erreichen wir die Fähre nach Cres . Auf der Insel gibt es nur eine befahrbare Straße, die von Nord nach Süd führt. Diese ist zwar hügelig, aber hervorragend asphaltiert. Landschaftlich ist es kein großer Unterschied zum Festland; etwas unberührter vielleicht und viele Schafe. Sie rennen von links nach rechts und zurück über die Stra...

Bergdorf - Etappe 209

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Ein bisschen müde von gestern Abend radeln wir los. Das Wetter ist gut und da wir dem Eurovelo fern bleiben, sind es die Straßen auch. Eine Wildcamping-Möglichkeit jagt die nächste. Neben den Straßen wachsen hohe Hecken und dahinter befinden sich kleine Lichtungen. Ich hätte ja schon echt mal wieder Lust zu campen - bis zum Mittagessen. Obwohl wir ein windgeschütztes Plätzchen gefunden haben, frieren wir. Irgendwie haben wir uns das anders (wärmer) vorgestellt. Kaum zu glauben, dass wir über die verschneiten Alpen zurückfahren wollten. Zum Glück durften wir in Österreich nicht einreisen - das wäre gnadenlos nach hinten losgegangen. Die Campingplätze, die vereinzelt geöffnet sind, sind irre teuer. Es sind aber auch eher Camping-Städte mit Pool, Bar, Kiosk,... Den ganzen Schnickschnack wollen wir nicht. Oft sind die Ferienwohnungen günstiger als ein Stellplatz. Die Überlegung, ob wir für viel Geld frieren oder für weniger Geld im Warmen sitzen wollen, ist schnell getroffen. So buche ich...

Neue Bekanntschaften - Etappe 208

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Als wir die Nase aus dem Fenster strecken, regnet es. Der Wetterbericht sagt, das bleibt heute so. Daher verkriechen wir uns zurück unter die Bettdecke und verlängern unseren Aufenthalt in unserer romantischen Ferienwohnung. Die Gastgeber überraschen uns mit Wein und frisch zubereiteten Crêpes. Hier sind alle so unglaublich freundlich! Nicht, dass wir irgendwann einmal schlechte Erfahrungen gemacht hätten, bisher haben wir ausschließlich nette Menschen getroffen, aber hier in Kroatien herrscht eine ganz besondere Herzlichkeit. Ich bin auf jeden Fall schon ein Kroatien-Fan. Am Tag darauf machen wir nochmal den Test und halten die Nase aus dem Fenster: immer noch Regen, aber der Wetterbericht behauptet, dass es gleich aufhört. Also packen wir zusammen und schwingen und auf den Sattel. Nach kurzer Fahrt überholen wir zwei andere Radreisende aus Lörrach ! Hanna und Vince sind seit zwei Wochen unterwegs. Wir unterhalten uns eine Weile, tauschen Kontaktdaten aus und verabschieden uns wieder....

Sonntagsspaziergang durch Rovinj

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Die Hafenstadt Rovinj befindet sich auf einer Landzunge und bietet ein echt hübsches Fotomotiv. Durch die schmalen verwinkelten Gassen spazieren wir zur Kirche Euphemia , deren Kirchturm dem venezianischen Campanile nachempfunden ist - dadurch fühlt man sich direkt wie nach Venedig zurück katapultiert. Die Stadt hat eine bewegte Geschichte. Sie war Schauplatz von Seeschlachten, Piratenangriffen, wurde regelmäßig niedergebrannt und gehörte unter anderem schon zu Venedig, Österreich und Jugoslawien. Die Kopfsteinpflaster sind ganz rutschig vom Regen, also schlendern wir ganz langsam um uns nicht unfreiwillig hinzulegen. Es geht Treppen hoch und runter, durch Torbögen hindurch und entlang des Hafens, wo sich die Boote quasi türmen. In den Straßen finden viele kleine Kunst- und Handarbeits-Geschäfte, die teilweise geöffnet sind. Trotzdem ist es sehr ruhig auf den Straßen und wir begegnen selten jemandem. Den Rest des Tages verbringen wir in unserer super kuscheligen Ferienwohnung.

Holterdiepolter - Etappe 207

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Schon beim ersten Tritt merke ich, wie angestrengt meine Oberschenkelmuskeln sind. Es wir Zeit für eine Pause. Seit Bari (also seit 1280 km) ist mein Hinterrad nicht mehr richtig fest und seit Venedig schaukelt es sich immer mehr auf. Ehrlich gesagt ist mir das gar nicht aufgefallen, aber Lukas kann sich das Gewackel nicht mehr ertragen und navigiert uns zum Fahrradmechaniker. Der schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, als er meine Schaltung sieht und legt die Stirn in tiefe Falten, als er hört, dass wir noch weitere 1000 km damit fahren wollen. Daraufhin tauscht er die Rollen am Schaltwerk und reinigt die komplette Schaltung. Mahnend schaut er mich an und sagt, dass ich die Schaltung Zuhause tauschen lassen soll. Oder besser noch, das Fahrrad direkt verkaufen - der Aufwand lohnt nicht mehr. Auf jeden Fall fährt sich mein Rad wieder besser und ich brauche meine Schalthebel nur leicht anzutippen und es wechselt die Gänge. Ich bin überrascht, wie wenig mir solche schleichenden Verände...

Klein Deutschland - Etappe 206

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Das Wasser ist glasklar, die Küste steinig, die Wege holprig, der Wind mäßig bis stark, die Campingplätze mal geöffnet, mal geschlossen, die Straßen voll mit deutschen, österreichischen und schweize Wohnmobilen. Ich freue mich auf den ersten kroatischen Supermarkt und erwarte haufenweise Produkte, die ich noch nicht kenne. Lukas bittet mich, bevor ich losstürme, nur für heute und nicht für die ganze Woche einzukaufen. Wir sind immer noch mit dem Fahrrad unterwegs, ermahnt er mich. Drinnen im Supermarkt ist meine Enttäuschung groß: es ist der langweiligste Einkauf seit wir Deutschland verlassen haben. Warum? Weil ich das Gefühl habe, dass ich zurück in Deutschland bin. Auf den Waren steht alles auf deutsch, dabei wollte ich doch Produkte kaufen, die ich nicht sofort identifizieren kann mit vielen Akzenten auf den Buchstaben. Als dann noch die Durchsagen auf deutsch sind, fühlt sich das total falsch an.